Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) hat im April 2025 seinen Jahresrückblick „Musikindustrie in Zahlen 2024“ veröffentlicht und darin ein weiteres Rekordjahr für die deutsche Musikbranche bilanziert. Mit einem Gesamtumsatz von 2,38 Mrd. € verzeichnete die Branche ein Wachstum von 7,8 % gegenüber dem Vorjahr (2023: 2,21 Mrd. €) – das sechste Wachstumsjahr in Folge.1
Streaming bleibt Wachstumstreiber

Streaming bleibt der dominierende Umsatztreiber: 2024 erzielte das Streaming-Geschäft 84 % des Gesamtumsatzes der deutschen Musikindustrie. Die Verteilung der Einnahmen bleibt jedoch umkämpft: Von einem 9,99 €-Abo entfallen nach Abzügen nur 1,21 € auf Urheberrechte, während 4,45 € an Labels und Interpret:innen gehen. Rund 30 % des Nettoumsatzes – also 2,43 € – verbleiben bei der jeweiligen Plattform.2 Zu den wichtigsten Anbietern zählen neben Spotify weiterhin Amazon Music, Apple Music und Deezer. Einer von der GEMA in Auftrag gegebenen Studie des Beratungsunternehmens Goldmedia zufolge nutzten 2022 rund 45 % der Deutschen Musikstreaming – bei den 14- bis 29-Jährigen sogar 84 %.3
Auch die im Rahmen der Studie befragten GEMA-Mitglieder bewerten die Erlösverteilung beim Musikstreaming als unausgewogen: 89 % halten die Vergütung der Musikschaffenden für nicht angemessen.4
Ein Blick auf die Umsatzverteilung nach Musikformaten zeigt: Hip-Hop und Dance liegen mit Anteilen von 21 % bzw. 13 % vorn – wobei Hip-Hop zuletzt Marktanteile verloren hat.5
Video-Streaming, insbesondere über Plattformen wie YouTube, wurde 2024 wieder verstärkt zum Musikhören genutzt: Nach einem Tiefstand von 14 % im Jahr 2023 stieg der Anteil auf 16,5 %. Zum Vergleich: 2021 lag er noch bei rund 20 %.
Vinyl im Aufwind, CD rückläufig

Während der Markt für physische Tonträger insgesamt rückläufig ist, boomt Vinyl weiterhin. Die Umsätze mit Schallplatten stiegen auch 2024 erneut. Der CD-Umsatz sank hingegen auf 210 Mio. € – ein Rückgang um 17 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Download-Markt verzeichnete starke Verluste und erzielte nur noch 37 Mio. €.6
Rund 50 % des Vinyl-Umsatzes und 31 % der Einnahmen aus physischen Tonträgern entfallen auf Rockmusik – mit sinkender Tendenz. Popmusik erzielt einen vergleichbaren Anteil von ca. 25 % – sowohl bei CD, Vinyl als auch im Streaming.
Trotz des anhaltenden Vinyl-Booms rechnet die Branche mit einem Rückgang des Marktanteils physischer Tonträger von derzeit knapp 16 % auf etwa 11 % bis 2027.7
Radio bleibt im digitalen Zeitalter relevant8

Auch 2024 war das Radio – ob über UKW, online oder digital – die beliebteste Musikquelle in Deutschland. Sein Anteil an der wöchentlichen Musikzeit stieg von 25,5 % im Jahr 2023 auf 28,9 % und lag damit erneut vor allen anderen Formaten.
Premium-Audio-Streaming behauptete sich als zweitwichtigstes Format: Es erreichte 24,9 % der Musiknutzungszeit (2023: 23,4 %) und näherte sich damit wieder dem Höchstwert von 27 % im Jahr 2021. Damals hatte Streaming das Radio kurzzeitig überholt – seit 2022 liegt das Radio jedoch wieder vorn.
So wird Musik heute konsumiert9
2024 zeigte sich erneut: Weniger als ein Drittel der Menschen in Deutschland war bereit, Geld für Musik auszugeben – der Anteil lag wie im Vorjahr bei 29 %. Auch beim Blick auf die Geschlechter bestätigte sich das bekannte Muster: Rund 32 % der Männer und etwa 26 % der Frauen zeigten sich zahlungsbereit, ohne nennenswerte Veränderung gegenüber 2023.
Deutlichere Unterschiede zeigten sich zwischen den Altersgruppen. Besonders bei den 10- bis 15-Jährigen sank die Kaufbereitschaft spürbar – nur noch 14 % wollten für Musik zahlen (2023: 19 %). In der Gruppe der 16- bis 19-Jährigen lag der Anteil mit 26 % zwar höher, war jedoch ebenfalls rückläufig. Insgesamt waren lediglich 19 % der unter 20-Jährigen bereit, kostenpflichtige Musikangebote zu nutzen.
Mit steigendem Alter – und mutmaßlich zunehmender finanzieller Unabhängigkeit – wuchs die Zahlungsbereitschaft: 41 % der 20- bis 29-Jährigen gaben an, Geld für Musik auszugeben. Auch dieser Wert lag jedoch unter dem Vorjahresniveau von 45 %.
Aktuelle Forderungen der Musikwirtschaft
Beim Reeperbahn Festival 2024 veröffentlichte das Forum Musikwirtschaft ein Positionspapier mit 11 zentralen Forderungen zur Stärkung der Branche. Darin enthalten sind unter anderem der Ruf nach einem verlässlichen Rechtsrahmen für Künstliche Intelligenz, gezielte Förderprogramme zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und musikalischen Bildung sowie eine Reform des Arbeitszeitgesetzes.10
Der Bundesverband Popularmusik e.V. (BV POP) spricht folgende Handlungsempfehlungen aus11:
Pop ist Demokratie! Wir brauchen regionale Anlaufstellen und eine Stärkung der Popförderung als Beitrag zur Demokratieentwicklung.
Förderung neu denken! Wir fordern flexible und verlässliche Förderungen statt Projektitis, um unter anderem wichtige Netzwerke zu erhalten und zu sichern.
Bestandsschutz für die Szene! Wir fordern neben dem Bürokratieabbau eine Novellierung der Fördertöpfe hin zu mehr direkten Zuschüssen für (professionell) agierende Musikschaffende
Bund muss liefern! Wir fordern eine stärkere strukturelle Basisförderung der Popkultur in den Regionen und Bundesländern durch den Bund, um die Abhängigkeit von Landeshaushalten und potenziell antidemokratischen Kräften zu verringern.
Räume für Kreativität! Wir fordern mehr geförderte Probe-, Begegnungs- und Experimentierräume für Musiker:innen und Kulturschaffende in Stadt und Land.
Zukunft gestalten! Wir fordern mehr Vertrauen, Unterstützung und Kollaborationsmöglichkeiten für Förderideen der Jugend und nachwachsenden Generationen.
Netzwerk Stadt & Land! Wir brauchen eine bessere Vernetzung von Popkulturschaffenden in urbanen und ländlichen Räumen, auch, um die Konzentration in Ballungszentren aufzubrechen.
Ehrenamt stärken! Wir fordern die Einführung eines „Kulturakteur:innen-Urlaubs“ analog zum Bildungsurlaub sowie eine Erhöhung der Ehrenamtspauschalen für Engagierte, z.B. in der Popkultur.Kultur = Wirtschaft! Wir fordern die Anerkennung und Förderung der Popkultur als wichtigen Faktor der Standortentwicklung und Wirtschaftsförderung.
Fazit
Die „Musikindustrie in Zahlen“ 2024 zeigt eine weiterhin wachsende Branche, die jedoch vor strukturellen Herausforderungen steht. Während Streaming den Markt dominiert, bleibt eine faire Vergütung für Musikschaffende ein zentrales Anliegen. Gleichzeitig ruft die Branche die Politik zu konkreten Maßnahmen auf, um den Wandel der Musikwirtschaft aktiv zu gestalten.
Das vollständige Jahrbuch „Musikindustrie in Zahlen 2024“ steht als kostenloses E-Paper auf der Website des BVMI zur Verfügung.
- https://www.musikindustrie.de/wie-musik-zur-karriere-werden-kann/markt-bestseller/musikindustrie-in-zahlen-2024? (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.welt.de/kultur/medien/article240827311/Gema-Studie-zu-Spotify-und-Co-Wo-landet-das-Streaming-Geld.html? (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.gema.de/de/aktuelles/streaming?utm_source=absprung-de&utm_medium=top-themen&utm_campaign=streamingstudie (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.gema.de/de/aktuelles/streaming?utm_source=absprung-de&utm_medium=top-themen&utm_campaign=streamingstudie (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2024/Musikindustrie_in_Zahlen_2024_geschuetzt.pdf (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2024/Musikindustrie_in_Zahlen_2024_geschuetzt.pdf (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2024/Musikindustrie_in_Zahlen_2024_geschuetzt.pdf (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2024/Musikindustrie_in_Zahlen_2024_geschuetzt.pdf (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/fileadmin/bvmi/upload/06_Publikationen/MiZ_Jahrbuch/2024/Musikindustrie_in_Zahlen_2024_geschuetzt.pdf (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.musikindustrie.de/presse/presseinformationen/rueckblick-bvmi-auf-dem-reeperbahn-festival-2024? (zugegriffen am 07.05.2025) ↩︎
- https://www.bvpop.de/bvpop/aktuelles/meldungen/BV-Pop-formuliert-konkrete-Handlungsempfehlungen-an-die-Politik.php (zugegriffen am 26.06.2025) ↩︎