Musikschulen sind die kulturellen Herzkammern einer sich wandelnden Zeit. Sie gehören zu den stillen Säulen der Bildungslandschaft – Orte, an denen Kunst erblüht und Persönlichkeiten heranwachsen. Doch der Gegenwind wird stärker: Herausforderungen und Bedrohungen ziehen auf wie dunkle Wolken am Horizont und werfen Fragen nach der Zukunft dieser traditionsreichen Institutionen auf.
Die Leitung einer Musikschule – einst ein Beruf voller Idealismus und schöpferischer Freiheit – wird zunehmend zum Kraftakt, geprägt von Bürokratie, finanziellen Engpässen und einem gesellschaftlichen Wandel, der auch die Kunst tief berührt.
Um den Ursachen dieser Entwicklung auf den Grund zu gehen und mögliche Auswege aus der Krise aufzuzeigen, haben wir mit einem gesprochen, der die Szene wie kaum ein anderer kennt: Mario Müller, Bundesvorsitzender des Bundesverbandes der Freien Musikschulen. Seit der Gründung seiner eigenen Einrichtung – Marios Musikschule GmbH im Jahr 1995 – widmet er sich mit unermüdlichem Engagement der musikalischen Bildung. Heute lernen an fünf Standorten im Raum Bonn junge wie erwachsene Talente unter seiner Leitung, was es bedeutet, Musik nicht nur zu spielen, sondern zu leben.
Müllers Erfahrung ist groß, seine Worte sind geprägt von Wissen, Leidenschaft und Überzeugung. Seine Einschätzungen haben Gewicht – nicht zuletzt, weil sie aus gelebter Praxis stammen. Lesen Sie selbst, wie Mario Müller den Wandel der Musikschullandschaft beschreibt – und welche konkreten Schritte er empfiehlt, damit das wertvolle Kulturgut musikalischer Bildung auch künftig einen festen Platz in unserer Gesellschaft behält.
PianoMe (PM): Lieber Mario, vielen Dank Dir für Deine Zeit! Es ist uns eine große Freude, dass Du zu einem Interview mit PianoMe bereit bist!
Mario Müller (MM): Ich bedanke mich für die Einladung und freue mich, hier zu sein.
PM: Das ist toll, danke! Zuerst wollen wir Dich unseren Leser:innen gerne kurz vorstellen, obwohl Dich viele sicherlich bereits kennen: Du hast nicht nur eine eigene Musikschule gegründet, sondern auch ein eigenes Unternehmensnetzwerk „Musicpoint-Bonn-Rhein/Sieg mit einem eigenen Unterrichtsprogramm „Score&Play“ und den MP-Shop inkl. Werkstatt erarbeitet. In „Marios Musikschule“ habt Ihr einen Sozialfonds für Kinder, deren Eltern sich den Musikunterricht nicht leisten können. Seit 2011 bist Du bdfm Landesvorsitzender in NRW und seit 2014 als Bundesvorsitzender im bdfm tätig. Durch die vielen unterschiedlichen Tätigkeiten und eine kaufmännische Ausbildung konntest Du Dir umfangreiche Einblicke in verschiedenste Bereiche der Musikbrache erarbeiten. Zeit für exzentrische Allüren hast Du aber trotzdem nicht, denn auch außerhalb Deiner künstlerischen Tätigkeit setzt Du Dich für musikpolitische Themen ein.
MM: (lacht) Ja, das stimmt so. Hört sich viel an, aber das ist ja alles langsam gewachsen und ich mache dies ja auch nicht alleine. Andrea Kuchenbuch ist sowohl in der Musikschule als auch im Shop als Partnerin an meiner Seite und in der Musikschule ist noch Barbara Berens als pädagogische und didaktische Leitung mit an Bord.
PM: Beeindruckend! Magst Du uns zunächst etwas über Deine „Wurzeln“ erzählen?
MM: Angefangen hat alles in einer Yamaha-Musikschule in Bonn. Dort hatte ich, seitdem ich 6 Jahre alt war, E-Orgelunterricht, habe an Wettbewerben teilgenommen und eine Ausbildung zum E-Orgellehrer bei Yamaha gemacht. Als Ausbildung habe ich noch eine Lehre als Versicherungskaufmann absolviert und war danach ein Jahr beim Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Siegburg. Während dieser Zeit habe ich dann die erste Musikschule gegründet und so ging es dann los.
Gesellschaftliche Anerkennung einer Künstlerin bzw. eines Künstlers sowie deren Arbeitsbedingungen
PM: Sehr interessant! Ich würde vorschlagen, dass wir damit starten, dass wir eine Brücke zu der aktuellen gesellschaftlichen Anerkennung einer Künstlerin bzw. eines Künstlers schlagen. Viele Musiker:innen und andere Kulturschaffende lieben zwar ihre Arbeit, müssen aber oft unter prekären Arbeitsbedingungen arbeiten. Es kommt sogar häufiger vor, dass viele Musiker:innen einen Nebenjob zum reinen Überleben brauchen. Auf der anderen Seite ist für mich die gesellschaftliche Anerkennung einer Künstlerin bzw. eines Künstlers ein vielschichtiger Prozess, der von verschiedenen Faktoren abhängt, darunter die Anerkennung durch die Öffentlichkeit und die Möglichkeit, von der eigenen Kunst leben zu können. Interpretiere ich diesen Prozess falsch?
MM: Was Du hier ansprichst, ist ein zentrales Problem in unserer Branche, das durch sehr viele unterschiedliche Faktoren entstanden ist. Zentraler Faktor ist, dass die Anerkennung eines künstlerischen Berufs in Deutschland sehr schwierig ist. Künstler:innen werden ja häufig gefragt, was sie eigentlich so beruflich machen. Ich finde, das sagt alles. Des Weiteren hört man ja immer wieder: „Den Auftritt machst Du doch sicher unentgeltlich, das macht Dir doch Spaß, wir können ja mit dem Hut rumgehen“. Das Schlimme daran ist, dass dies auch einige tun und dies für viele andere zum Problem wird.
In der Musikpädagogik ist es so, dass durch das hoch unterstützte kommunale Musikschulsystem die Beiträge künstlich tief gehalten wurden, was für die Familien natürlich gut ist, jedoch sind wir nun an dem Punkt, dass Musikunterricht nichts mehr wert ist. Freie oder private Anbieter:innen konnten häufig keine viel höheren Beiträge aufrufen, sodass die Bezahlung der Lehrkräfte dann viel zu gering ausgefallen ist.
PM: Danke Dir für Deine Meinung! Kann es sein, dass Künstler:innen selbst meist prekäre Arbeitsbedingungen einfach hinnehmen und damit verhindern, dass die Kultur ein kritischer Raum für den Diskurs über Arbeit, Armut und Ausbeutung werden kann? Oder haben die Künstler:innen einfach keine Wahl?
MM: Ich denke, das kann man so einfach nicht beantworten. Es gibt Künstler:innen, die tatsächlich keine Wahl haben, da sie ja auch nichts anderes gelernt haben. Andere wechseln in andere Branchen, was für die Kultur nicht gut ist! Viele haben jedoch mehrere Einnahmequellen und können sich dann so ihr Auskommen sichern.
Herrenberg-Urteil: Auswirkung auf Musikschulen
PM: Seit dem sogenannten Herrenberg-Urteil müssen Musikschulen ihre Mitarbeiter:innen fest anstellen. Was nach fairen Maßnahmen klingt, ruft landesweit auch viel Kritik hervor und stürzt meiner Wahrnehmung nach viele Musikschulen in große Besorgnis. Wie sieht es diesbezüglich in Deiner Musikschule aus?
MM: In unserer Musikschule haben wir bereits seit 8 Jahren alle Mitarbeiter:innen angestellt. Wir verfolgen ein klares pädagogisches Konzept, mit Lehrplänen, einem Qualitätsmanagement und nehmen uns als Institution wahr. Daher hatten wir hier keine andere Möglichkeit, denn die Problematik ist ja nicht neu. Das Herrenberg-Urteil hat die Einschätzung, wann eine Scheinselbstständigkeit vorliegt, lediglich etwas strenger gemacht als vorher.
PM: Und wie positioniert sich der Bundesverband der Freien Musikschulen in dieser Frage?
MM: Die Verbandsposition ist sehr klar: Wir brauchen Rechtssicherheit bei den Beschäftigungsarten in den Musikschulen. In diesem Kontext muss nicht nur klar sein, wann man angestellt ist und wann man als freie:r Mitarbeiter:in arbeiten kann. Wir müssen auch an die Steuerklassen ran, da es in der Kulturbrange viele Patchworkjobs gibt. Wenn man dann in Steuerklasse 1 und im Zweitjob in Steuerklasse 6 ist, bleibt im laufenden Jahr zu wenig Nettogehalt übrig. Das deutsche Steuerrecht ist immer noch darauf ausgelegt, nur eine Vollzeitbeschäftigung zu haben. Als Nächstes fordern wir auch ein schnelles und transparentes Statusfeststellungsverfahren und Ausnahmen bei Dozent:innen, die bereits eine Vollzeitbeschäftigung, z. B. in einem Orchester, haben. Diese Menschen sind bereits für das Alter abgesichert und es wäre kein Problem, wenn diese frei an einer Musikschule arbeiten.
PM: Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert auch Musiklehrer:innen das Recht auf freie Berufswahl und Berufsausübung, was meines Erachtens bedeutet, dass sie ihren Beruf frei wählen und ihre Tätigkeit selbst gestalten können. Ver.di verlangt jedoch, dass Lehrer:innen an Musikschulen festangestellt sein sollten1. Meinen eigenen Gesprächen mit Musiker:innen entnehme ich wiederum immer mal wieder, dass viele sich eine Festanstellung nicht vorstellen können. Sei es, weil sie auch ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit weiterhin nachgehen wollen, oder weil auch die Konditionen einer Festanstellung für viele eine Verschlechterung des aktuellen Standes bedeuten würde. Der Punkt der Sozialversicherungspflicht ist meiner Wahrnehmung nach auch wichtig, allerdings eher im Kontext eines grundsätzlichen Reformbedarfs und nicht im Zusammenhang einer Festanstellung von Musiklehrer:innen. Warum können wir uns eine Entscheidungsfreiheit von Musiklehrer:innen in Bezug auf die eigene Berufsausübung nicht leisten? Zumindest kommt es mir so vor, dass dies der Fall wäre.
MM: In Deutschland hat jede:r das Recht auf freie Berufswahl, egal in welchem Gewerk! Die Sache wird nur dann schwierig, wenn man wie ein:e Angestellte:r arbeitet, aber trotzdem frei sein will. Das geht eben nicht zusammen. Eine Musikschule muss sich entscheiden, ob sie ein loser Zusammenschluss von Pädagog:innen sein möchte oder eine Institution mit Qualitätsmanagement und Lehrplan. Dass generell alle Dozent:innen an Musikschulen angestellt sein müssen, sehe ich überhaupt nicht so! Bei der ersten Form ist es auch jetzt noch immer möglich, mit Freiberufler:innen zu arbeiten, bei der zweiten wird es dann schwierig oder ist überhaupt nicht mehr möglich. Was sich mir persönlich nicht erschließt, ist, warum ein:e Musiker:in, die bzw. der 3 Tage an einer Musikschule angestellt ist, Nachteile bei der Ausübung ihrer bzw. seiner künstlerischen Tätigkeit außerhalb der Musikschule hat. Man kann in den Musikschulen flexible Arbeitsmodelle entwickeln, sodass auch für Konzerte usw. Zeit ist. Beim Thema Nettoverdienst ist es schwierig. Wenn man sich als Freiberufler:in so versichert (Krankentagegeld-, Renten- und Arbeitslosenversicherung) und dann auch noch seine Kosten als Selbstständige:r ansetzt, verdient man so gut wie das gleiche. Problem ist, dass viele Freiberufler:innen schlichtweg unterversichert sind und sich das im Alter dann böse rächen wird. Du hast ja am Anfang schon von prekären Arbeitsverhältnissen gesprochen, das ist hier auch unser Problem. Ich sehe auch eine Reform der KSK als dringend nötig, damit hier im Alter ein höherer Rentenanspruch entstehen kann.
Wie viel sollte guter Musikunterricht kosten?
PM: Danke Dir für Deine Offenheit! Wieviel sollte denn nun guter Musikunterricht Deiner Meinung nach kosten? Es sind ja nicht nur Musiklehrer:innen, die bezahlt werden müssten. Beim Betrieb einer Musikschule fallen verschiedene Kosten an, die bei der Preisbildung berücksichtigt werden müssen. Musikinstrumente sind grundsätzlich oft sehr teuer und die Mieten sind seit 2010 kontinuierlich gestiegen. Auch die Nebenkosten und andere Ausgaben haben sich erhöht. Der Hintergrund meiner Frage ist: Die Ergebnisse unserer eigenen Auswertung deuten darauf hin, dass es eigentlich keinen Spielraum nach oben gibt, was die Preise für Musikunterricht in Deutschland betrifft. Diese scheinen, insbesondere bei erfahrenen Lehrkräften, bereits eher am oberen Ende der festgestellten Range zu liegen.
MM: Ich persönlich hatte bereits vor 2 Jahren gesagt, dass Musikunterricht um min. 30% teurer werden muss, egal ob im kommunalen oder im freien bzw. privaten Umfeld. Wir müssen endlich dafür sorgen, dass wir attraktivere Jobs schaffen, da wir sonst ein riesiges Fachkräftemangelproblem bekommen. Wir sind ja bereits auf dem besten Weg dorthin. Ich glaube, einen generellen Preis für Musikunterricht festzulegen, halte ich für schwierig, da es doch sehr auf das Umfeld der Musikschule ankommt. Die Faktoren, wodurch sich ein Preis berechnet, hast Du ja eben bereits genannt.
PM: Als Wirtschaftsunternehmen sind die freien Musikschulen zu 100% von den Unterrichtsgebühren ihrer Schüler:innen abhängig. Wie erlebst Du aktuell das Verhalten Deiner Kund:innen? Findest Du nicht, dass Musikschulen mit der Zeit zu einem Privileg für Kinder aus wohlhabenden Familien werden? Mir ist durchaus bewusst, dass viele Musikschulen öffentliche gemeinnützige Einrichtungen sind, und eigentlich den öffentlichen Bildungsauftrag für alle Menschen erfüllen sollen, unabhängig vom sozialen Status. Auf der anderen Seite sind auch die kommunalen Schulen mit enormen Herausforderungen konfrontiert: von mangelnder Finanzierung – über Lehrermangel – bis hin zu Schließungen. Du hast ja selbst den gemeinnützigen Verein „Kids Love Music e. V.“ mitgründet, der unter anderem auch einen Sozialfonds für Kinder, deren Eltern sich den Musikunterricht nicht leisten können, umfasst.
MM: Dass Musikunterricht nur etwas für Privilegierte sein kann, darf auf keinen Fall passieren. Ja, der bdfm hat den Verein „Kids love music“, über den wir Unterrichtsbeiträge bezuschussen, das ist aber bei weitem zu wenig. Wir fordern daher, das Bildungs- und Teilhabepaket deutlich aufzustocken. Derzeit gibt es dort 15€ pro Monat, was viel zu wenig ist. Hier sollten schon min. 50€ drin sein. Darüber hinaus wäre für die mittleren Verdiener:innen wichtig, Musikschulbeiträge von der Steuer absetzen zu können. Dies würde dann auch hier helfen, Kindern Musikunterricht zu ermöglichen. Und als Letztes sollen Orchester, Bands und Chöre institutionell unterstützt werden, um das gemeinsame Musizieren nach vorne zu bringen. An dieser Stelle sollte die Trägerschaft einer Musikschule auch völlig egal sein.
PM: Was benötigen die freien Musikschulen Deiner Meinung nach, um die aktuellen Herausforderungen bewältigen zu können?
MM: Eigentlich genau die Punkte, die ich gerade genannt habe. Außerdem benötigen die Musikschulen gerade sehr viel Beratung, da viele mit den Themen Anstellung und auch Umstrukturierung der Musikschule keinerlei Erfahrung haben. Der bdfm hat daher auch ein großes Berater:innenteam, welches sich dieser Aufgabe angenommen hat.
Strukturelle und pädagogische Herausforderungen für die Musikschulen in Deutschland
PM: Kann die aktuelle Entwicklung bedeuten, dass es auf lange Sicht keinen Nachwuchs mehr geben wird? Von einigen jungen Musiker:innen höre ich zum Beispiel manchmal, dass sich diese aus Sorge vor der eigenen Zukunft für finanziell sichere Berufe entscheiden, auch wenn die Begabung und der Wunsch vorhanden sind, dem Beruf der Musikerin bzw. des Musikers nachzugehen. Darüber haben wir übrigens auch in einem unserer Interviews mit einer Dozentin gesprochen.2 Von einigen erfahrenen Kolleg:innen habe ich wiederum gehört, dass diese, insbesondere seit der Covid-19-Pandemie, den Beruf verlassen haben, als sie gemerkt haben, dass man in Zeiten der finanziellen Herausforderungen vergessen wurde. Unter anderem auch deswegen wird bereits jetzt überall ein riesiger Musiklehrer:innenmangel beklagt. Wie nimmst Du diese Entwicklung wahr?
MM: Wenn wir in unserer Branche nichts ändern, werden wir genau diese Probleme bekommen, da bin ich mir sicher! Wir haben unsere Musikschule durch die Covid-19-Zeit gebracht und keine:r unserer Dozent:innen hatte große Gehaltseinbrüche, da wir durch Kurzarbeitergeld und Soforthilfen gut agieren konnten. Wir haben für diese Arbeit sogar einen Preis der IHK Bonn erhalten. Selbstverständlich war es für alle Freiberufler:innen ein Desaster. Aber liegt nicht hier auch eine Verantwortung bei allen Musikschulbetreiber:innen, die Arbeitsverhältnisse attraktiver zu gestalten, in welcher Richtung auch immer? Ich bin fest davon überzeugt, dass der Markt die zukünftigen Arbeitsverhältnisse in den Musikschulen selbst regeln wird. Musikschule mit attraktiven Arbeitsverhältnissen werden nicht so stark vom Fachkräftemangel betroffen sein wie andere. An dieser Stelle wünsche ich mir von allen Beteiligten, immer daran zu denken, dass eine Musikschulleitung ohne gute Dozent:innen keine Musikschule ist. Die Basisarbeit an den Schüler:innen ist bei uns das Wichtigste!
PM: Inzwischen gehören zu den strukturellen Herausforderungen für Musikschulen nicht nur die Finanzierungsfrage, sondern auch die Personalentwicklung und die Anpassung an veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Woran liegt es Deines Erachtens, dass mit der Zeit die Herausforderungen nur größer werden? Ist das eine reine finanzielle Frage oder haben wir in den vergangenen Jahren die notwendigen Strukturreformen „verschlafen“?
MM: Nein, ich bin jetzt schon sehr, sehr lange in dieser Branche und Herausforderungen gab es schon immer. Wenn ich überlege, wie die Musikschule bei der Gründung aussah und wie es jetzt ist, kann man das nicht mehr miteinander vergleichen. Viele Änderungen, die wir jetzt vornehmen müssen, haben wir über einige Jahre einfach versucht auszusitzen, was ja auch total menschlich ist, aber nun wird es Zeit, die Herausforderungen anzugehen und eine moderne und zeitgemäße Musikschullandschaft zu schaffen.
Die aktuelle Rolle der Lehrerin bzw. des Lehrers in der musikalischen Ausbildung sowie meine Ziele für die Zukunft
PM: Danke Dir für Deine Meinung. Lass uns bitte kurz das Thema wechseln: Wie siehst Du die aktuelle Rolle der Lehrerin bzw. des Lehrers in der musikalischen Ausbildung?
MM: Die Musikschulen haben in der musikalischen Ausbildung immer noch die wichtigste Rolle. In Deutschland wird man kein Musikstudium beginnen können, ohne außerhalb der allgemeinbildenden Schule Musikunterricht erhalten zu haben. Daher ist es auch so wichtig, dass dies nicht nur für privilegierte Familien möglich ist, sondern für alle!
PM: Sehr interessant! Was sind abschließend Deine Ziele für die Zukunft? Möchtest Du vielleicht unseren Leser:innen etwas mit auf den Weg geben?
MM: Wir sind gerade dabei, die eigene Musikschule zu einem „Zentrum für Musik“ auszubauen und umzustrukturieren. Dies ist derzeit wohl meine größte Herausforderung. Für die Verbandsarbeit würde ich mir wünschen, dass die Musikschulen sich nun auch einmal Gedanken machen, wie man sich in Zukunft positionieren sollte und welche Musikschulform sie betreiben möchten. Sich ständig um das Thema „Herrenberg-Urteil“ zu drehen, bringt die Branche nicht wirklich weiter. Hier haben wir ja erst einmal eine Atempause bis 31.12.2026 und dann wird es ein Gesetz mit Handlungsempfehlungen geben und das müssen wir dann umsetzen. Persönlich bin ich jedoch guter Dinge, dass wir auch in Zukunft einen gute Musikschullandschaft in Deutschland haben werden.
PM: Lieber Mario, wir danken Dir für das sehr interessante Gespräch! Wir wünschen Dir alles Gute sowie viel Erfolg mit allem, was Du noch vorhast! Wir bleiben in Kontakt.
MM: Ich danke ebenfalls für das Gespräch und wünsche Euch auch weiterhin viel Erfolg.
- https://kunst-kultur.verdi.de/musik/unterrichten/honorarbasis (zugegriffen am 20.06.2025) ↩︎
- https://piano.me/blog/pianome-talks-interview-mit-der-konzertpianistin-kledia-stefani/ ↩︎
Copyright Foto: Frank Korte / Mario Müller