Wenn Du nicht nur im Proberaum, sondern auch immer mal wieder auf der Bühne stehst, wirst Du dieses Problem sicherlich kennen: Leichte Aufregung stellt sich ein und Lampenfieber macht sich breit. Egal, ob Du Bühnenneuling oder ein alter Hase auf der Bühne bist und unabhängig von Deinem musikalischen Können – wer auf der Bühne steht, steht im Mittelpunkt und dass sich dann Lampenfieber einstellt, ist ganz normal. Im Musikraum ist das Gefühl, ein Instrument zu spielen, einfach etwas ganz anderes als vor Publikum. Doch warum läuft es im Proberaum wie am Schnürchen und im Konzertsaal macht sich Aufregung breit? Wovon hängt Bühnenangst eigentlich ab und wie kann ich diesem Phänomen vorbeugen? Genau darum geht es dieses Mal in unserem Beitrag.
Hintergründe des Lampenfiebers
Höchstwahrscheinlich hast Du dieses Phänomen schon einmal erlebt: Im Proberaum hat noch alles perfekt geklappt und dennoch hast du ein flaues Gefühl im Magen, wenn Du den Konzertsaal betrittst. Bühnenangst ist leider ein weit verbreitetes Phänomen. Bis zu 60 % aller Musikerinnen und Musiker berichteten laut einer Mitteilung des ZEP1, situativ unter Bühnenangst zu leiden. Anders als beim gewöhnlichen Lampenfieber gibt es bei Auftrittsangst so starke Symptome, dass die Betroffenen sie als sehr unangenehm empfinden, wodurch die künstlerische Leistung beeinträchtigt werden kann. Dabei tritt dieser „Effekt“ nicht nur beim öffentlichen Vorspiel, sondern auch bereits im Rahmen von Unterrichtssituationen auf.
Dieses Phänomen ist nicht auf eine mögliche genetische Veranlagung zurückzuführen. Viel wichtiger ist bei der Analyse der Hintergründe der Aspekt der Sozialisation. Dabei spielen die Entwicklung und Herausbildung der eigenen Persönlichkeit durch die Interaktion mit der sozialen Umwelt eine wichtige Rolle. Insbesondere sind die Erfahrungen in der frühen Kindheit in diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen. Diese Erfahrungen werden internalisiert und der Einschätzung von Verhalten und Situationen zugrunde gelegt. Wer zum Beispiel in jungen Jahren bereits oft im Proberaum oder Musikraum war und immer wieder auf der Bühne stand, der tut sich meistens leichter damit, exponiert auf der Bühne zu stehen, egal ob alleine oder vor Publikum.
Abschließend hängt der Grad der Bühnenangst auch von persönlichen Faktoren ab, wie beispielsweise von der Einstellung zur Musik oder dem eigenen Perfektionismus. Es gibt tatsächlich Menschen, die es schaffen, viel Spaß an der Musik zu haben, Lampenfieber aber dennoch nicht so wichtig nehmen, sodass sie nicht nur im Proberaum, sondern auch im Konzertsaal eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen können. Und tatsächlich stimmt es ja auch: Selbst wenn Du Dich mehrmals an einem Abend verspielst, geht die Welt davon nicht unter. Es ist allenfalls etwas peinlich, aber: who’s perfect? Eben. Perfektion ist vielleicht für den ein oder anderen erstrebenswert, aber eben auch langweilig. Musiker:innen sind Menschen und Menschen machen Fehler. So einfach ist das. Gerade das macht selbst den berühmtesten Musiker zu einem unverwechselbaren Charakter und etwas ganz Individuellem.
Woran erkennst Du Lampenfieber?
Bühnenangst erkennst Du an einer übersteigerten Nervosität, die Du vor dem Auftritt auf der Bühne verspürst. Wenn die Aufregung sich erst einmal eingeschlichen hat, kann es mitunter schwer sein, sie wieder loszuwerden. Bühnenangst ist nicht mit einer „normalen“ Nervosität zu verwechseln. Ein gewisses Maß an Nervosität ist ganz normal und sogar sinnvoll, weil diese Dir dabei hilft, wach und konzentriert zu bleiben. Bühnenangst dagegen kann einen Abbruch des eigenen Auftritts zur Folge haben und kann sich u.a. in folgenden Symptomen äußern: Trockener Mund, schweißnasse Hände, Übelkeit, erhöhte Herzfrequenz oder die Unfähigkeit zu sprechen oder zu singen.
Tipps zur Vorbeugung von Bühnenangst und zum Umgang mit Lampenfieber
Die naheliegendsten Mittel sind selbstverständlich: Üben, sich im Vorfeld auf den Auftritt vorbereiten und ein wenig Gelassenheit an den Tag legen.
Als weiterer wichtiger Schritt gilt die gezielte Analyse der eigenen Situation. Dabei kann die Beantwortung der folgenden Fragen von großer Bedeutung sein:
- Gab es schon mal Patzer bei meinen vergangenen Auftritten und habe ich die Angst, dass sich solche Situationen wiederholen könnten?
- Habe ich negative Assoziationen, die mit einem bestimmten Raum oder einer bestimmten Person zusammenhängen?
Mit der Beantwortung dieser Fragen solltest Du am liebsten möglichst früh anfangen. Dies wird Dir dabei helfen, diese Situationen aus der Vergangenheit rechtzeitig „abzuhaken“. Spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem Du das Datum für Deinen nächsten Auftritt erfährst, solltest Du mit der Vorbereitung beginnen. Als ersten wichtigen Schritt musst Du die Vergangenheit bereits abgehakt und die neue Situation bzw. Deinen neuen Auftritt gelassen akzeptiert haben.
Sollten die Symptome der Bühnenangst doch eine tiefere Ursache haben, so existieren auch hier unterschiedliche Möglichkeiten, bei der Bekämpfung anzusetzen. Diese Möglichkeiten reichen von medikamentösen über therapeutische Interventionen bis hin zu körperlichen Therapieansätzen (Yoga, Kinesiologie, Entspannungstechniken etc.). Wichtig ist dabei, die richtige Ursache herauszufinden, damit der richtige Therapieansatz gewählt werden kann. An dieser Stelle soll jedoch nicht näher auf diese Ansätze eingegangen werden. Wir würden auch Dir in solchen Situationen empfehlen, sich lieber an einen Profi (z.B. Psychologen, Psychotherapeuten) zu wenden. Was auch sehr hilfreich sein kann, sind zahlreiche Musiker-Abende oder Workshops, bei denen man sich in entspannter Atmosphäre mit anderen Musiker:innen trifft und sich nicht nur z.B. über dieses eine Thema austauscht, sondern auch gerne gemeinsam musiziert. Gemeinsame Yoga-Abende sind in jüngster Zeit auch sehr populär geworden.
Nachfolgend werden wir Dir noch ein paar eher allgemeine Tipps an die Hand geben, die Dir dabei helfen sollen, Dich noch besser auf Deinen Auftritt vorzubereiten, um vor allem selbstbewusster auftreten zu können:
- Übe in Etappen. Bereite Dich schon ein paar Wochen oder sogar Monate vorher konkret darauf vor. Plane, was Du mehrere Wochen, Tage und unmittelbar am Tag davor nochmal üben willst. Deine Möglichkeiten, um zu üben, sind begrenzt? Du hast keinen Musikraum oder Proberaum zur Verfügung? Dann ist das stundenweise Mieten eines (kleineren) Konzertsaals oder Proberaums über PianoMe vielleicht genau die richtige Lösung für Dich. Hier kannst Du nach Herzenslust Musik üben und Dich auf Deinen Auftritt vorbereiten.
- Versuche, direkt vor dem Auftritt nochmal ein bisschen Ruhe zu bekommen. Lenke Dich am besten ab. Versuche, rechtzeitig vor Ort zu sein, denn: Wer unter Stress steht, dem unterlaufen am ehesten Fehler.
- Nutze die Gewohnheit. Das bedeutet, dass derjenige, der öfter im Proberaum und auf der Bühne steht, irgendwann seine Nervosität von selbst ablegt. Wer hingegen nur einmal im Jahr oder noch seltener einen Auftritt hat, wird wahrscheinlich immer mehr oder weniger mit Lampenfieber zu kämpfen haben. Fange rechtzeitig an, Dich bei Wettbewerben und ähnlichen Veranstaltungen zu bewerben. Dies hilft nicht nur in Bezug auf Deine Erfahrung, sondern auch im weiteren Verlauf Deiner Musiker:innen Karriere.
- Sei optimistisch! Das Publikum will Dich nicht anhören, um nach Fehlern zu suchen, sondern weil es sich darauf freut, Dir zuzuhören.
- Sei nicht so streng mit Dir selbst. Viele Musiker:innen haben extrem hohe Ansprüche an sich selbst und können sich selbst den geringsten Fehler kaum verzeihen. Perfekt zu sein, soll nicht das Hauptziel sein.
- Umgib Dich vor dem Konzert mit Menschen, die Dir guttun und die Dich vielleicht sogar ablenken.
- Versuche, während Deines Auftritts Menschen anzublicken, die freundlich und offen aussehen.
- Und last but not least: Eine gewisse Bühnenangst und Nervosität ist auch nach vielen Jahren bei erfahrenen Musiker:innen noch ganz normal und gehört irgendwie auch zum Business dazu. Eigentlich ist das Bauchkribbeln ja auch ganz schön und manchmal sogar hilfreich, weil Du dann beim Auftritt regelrecht unter Adrenalin stehst.
Ein wichtiger Tipp am Schluss: Versuche, herauszufinden, was dir individuell guttut und versuche, eine Art Ritual daraus zu machen. Ein ritualisierter Ablauf kann dir Sicherheit geben und sich lindernd auf Deine Ängste auswirken.
Ist PianoMe eine Hilfe für Musiker:innen, die unter Lampenfieber oder Bühnenangst leiden?
Gemäß Auskunft unserer User – Auf jeden Fall! Wie bereits erwähnt, lässt sich Lampenfieber vor allem verhindern, indem Du Dich so gut wie möglich auf den großen Tag vorbereitest. Das hilft Dir dabei, Routine zu bekommen und sicherer zu werden.
Wenn Du über PianoMe einen Proberaum oder Musikraum mietest, hast Du nicht nur quasi jederzeit die Möglichkeit, zu üben und zu proben, sondern kannst schon rechtzeitig Deine Konzertsituation simulieren, indem Du vor selbst eingeladenem Publikum spielst. Das vermittelt Dir Sicherheit!
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- Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg