GEMA Reform 2025: Weichenstellung für die Zukunft der Musikrechte oder bloß ein harter Schlag für die Ernste Musik?

GEMA Reform 2025

Die GEMA, als zentrale Institution zur Wahrung der Urheberrechte von Musikschaffenden in Deutschland, steht vor weitreichenden Veränderungen. Auf der Mitgliederversammlung im Mai 2024 haben Aufsichtsrat und Vorstand der GEMA zur geplanten Reform der Verteilung und Kulturförderung im Live-Bereich informiert. Mit der Reform 2025 soll der Umgang mit Musikrechten grundlegend überdacht werden – ein Schritt, der nicht nur die Rechteinhaber, sondern auch Veranstalter, Streaming-Dienste und Endnutzer gleichermaßen betrifft und wie es aussieht, nicht ohne einer weitreichender Kritik umzusetzen droht.

Wie steht es nun um die Reform? Die Antwort auf diese Frage versuchen wir nachfolgend auszuarbeiten.


Hintergründe und Notwendigkeit der Reform

Der Ausgangspunkt für das Reformvorhaben im Jahr 2025 ist vielschichtig und beruht auf einer Reihe von Entwicklungen, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen für die Organisation und die Musikbranche insgesamt mit sich bringen. Die digitale Transformation und der rapide Wandel in der Musikbranche haben die bisherige Struktur der GEMA an ihre Grenzen gebracht. Neue Geschäftsmodelle, veränderte Hörgewohnheiten und ein zunehmender Wettbewerb im internationalen Kontext machen eine Anpassung grundsätzlich notwendig. Ein wesentlicher Kritikpunkt an den bisherigen Prozessen war unter anderem die mangelnde Transparenz in der Verteilung der Tantiemen. Künstler:innen und Rechteinhaber forderten nachvollziehbare und faire Verteilungsmechanismen. Deshalb soll die Reform 2025 auch darauf abzielen, Transparenz, Effizienz und Fairness in der Verteilung der Tantiemen zu stärken und dabei sowohl etablierte als auch neue Akteure im Musikmarkt angemessen zu berücksichtigen. Grundsätzlich ist eine gute Absicht. Sie denn die Reform das auch tatsächlich vor?

Wesentliche Ziele der Reform

Wesentliche Ziele der GEMA Reform 2025

Auf der Mitgliederversammlung 2024 hat die GEMA zwei Neuerungen im Live-Bereich angekündigt1:

  • eine genreneutrale Verteilung sowie
  • eine zeitgemäße kulturelle Förderung.

In einer am 13. Februar dieses Jahres präsentierten Zusammenfassung definiert GEMA selbst drei Handlungsfelder2:

  • Tragfähigkeit der Privilegierung von „Ernster Musik“
  • Zusammenlegung der Genres „Ernste Musik“ und „Unterhaltungsmusik“
  • Antwort auf Wettbewerb im internationalen Marktumfeld sowie auf perspektivisch rückläufige Fördermittel

Im Kern geht es unseres Erachtens um folgende Punkte:

Transparenz und Nachvollziehbarkeit:        
Einer der Hauptkritikpunkte der bisherigen GEMA-Strukturen war die mangelnde Transparenz in der Berechnung und Verteilung der Einnahmen. Die Reform sieht vor, dass künftig nur noch der Charakter der Veranstaltung ausschlaggebend sein soll. Soweit es sich um ein Konzert mit überwiegend zeitgenössischer Kunstmusik handelt, sollten die Werkaufführungen bei der Tantiemen-Ausschüttung besonders berücksichtigt werden. Dafür soll ein neuer Tarif geschaffen und eine eigene Sparte gebildet werden, die die Sparte „E“ ersetzt. Durch die Reform sollen modernisierte und digital unterstützte Verfahren eingeführt werden, die eine klare und nachvollziehbare Aufschlüsselung der Tantiemen ermöglichen sollen.

Anpassung an die digitale Realität:
Streaming-Plattformen und digitale Vertriebswege haben die Art und Weise, wie Musik konsumiert wird, grundlegend verändert. Die Reform will die Lizenzmodelle an diese neuen Realitäten anpassen, sodass sowohl die Rechteinhaber als auch die Anbieter fair am Umsatz beteiligt werden.

Stärkung der Rechtsinhaber:
Insbesondere unabhängige Künstler:innen und kleinere Verlage sollen durch die Reform besser geschützt werden. Neue Mechanismen zur gerechten Vergütung und eine breitere Einbindung in Entscheidungsprozesse sind zentrale Elemente, um die Interessen der Urheber nachhaltig zu wahren.

Ende von ernster Musik (E-Musik) und Unterhaltungsmusik (U-Musik):
Die Unterscheidung zwischen „E-Musik“ und „U-Musik“ – und das Missverhältnis bei den Ausschüttungen und den Punktewertungen – seien nach GEMA-Ansicht nicht mehr zeitgemäß und sollen ebenfalls reformiert werden. Die „Privilegisierung der Sparte E in Verteilung und Wertungsverfahren“ sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es kurz und knapp auf einem Informationsblatt während einer Infoveranstaltung für GEMA-Mitglieder am 23. Januar dieses Jahres in Berlin.

Kritische Stimmen und Herausforderungen

Kritische Stimmen und Herausforderungen der GEMA 2025 Reform

Trotz der weitreichenden Ziele der Reform gibt es auch kritische Stimmen. Einige Branchenexperten befürchten, dass eine zu starke Regulierung den Innovationsgeist in der Musikindustrie hemmen könnte. Auch die Frage der gerechten Verteilung der Einnahmen – insbesondere zwischen großen und kleinen Akteuren – sorgt für Diskussionen. Des Weiteren bemängelt zum Beispiel der Deutsche Musikrat, dass eines grundsätzlichen Primates der Ernste Musik gegenüber jedem anderen Werk der Unterhaltungsmusik durch die Reform nicht mehr geben würde. Werk und Urheber:innen müssten sich dann, analog der Unterhaltungsmusik, weitgehend selbst in den kommerziellen Gegebenheiten des Marktes behaupten. Der Deutsche Musikrat stellt somit fest, dass der Fokus vom „Werk“ auf die „Werknutzung“ verschoben wird. Die Reform würde dazu führen, dass mittlere und kleine Kulturveranstaltungen (freie Szene, Veranstaltungen in Musikhochschulen, Konzerte im ländlichen Raum etc.) nur noch Kleinstausschüttungen generieren können würden. Insbesondere junge Komponierende würden dabei auf Jahre hinaus keine Einkommenserwartungen mehr haben, die ihnen einen nachhaltigen Berufseinstieg ermöglichen würden. Ein geplanter Newcomer-Bonus würde den Berufseinstieg nicht nachhaltig stützen können.3 Auch der Präsident der Berliner Akademie schreibt von einer „Abwicklung der E-Musik“ und einer „Kommerzialisierung der Gema“.4 Zu weiteren Kritikern zählt auch der Vorsitzende des Komponistenverbandes, Moritz Eggert, der in einem Statement ein Umdenken von der GEMA fordert.5 Der Dirigent, Komponist und Vizepräsident der Sächsischen Akademie der Künste, Ekkehard Klemm schreibt davon, dass das Reformvorhaben „die Freien, die Avancierten und mit ihnen die sie musizierenden Ensembles in den Abgrund zu reißen imstande ist.“6

Die Reform 2025 steht somit vor der Aufgabe, einen ausgewogenen Kompromiss zu finden, der den vielfältigen Anforderungen gerecht wird.

Ausblick: Chancen und Perspektiven

Ausblick: Chancen und Perspektiven der GEMA 2025 Reform

Die GEMA Reform 2025 bietet die Chance, die Institution fit für die Zukunft zu machen. Mit neuen, transparenten Systemen und einer Anpassung an die digitale Realität könnte die GEMA nicht nur das Vertrauen der Urheber und Rechteinhaber zurückgewinnen, sondern auch als Vorbild für ähnliche Organisationen weltweit fungieren. Wichtig wird dabei sein, alle relevanten Stakeholder in den Reformprozess einzubinden, um praktikable und zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln.

Insgesamt zeigt sich, dass die GEMA Reform 2025 ein notwendiger Schritt ist, um den Herausforderungen einer sich schnell verändernden Musiklandschaft gerecht zu werden. Es soll jedoch berücksichtigt werden, dass eine ausgewogene Balance zwischen Tradition und Innovation nur dadurch gewährleistet werden kann, dass die Musikrechte in Deutschland auch in Zukunft fair und transparent geregelt bleiben und Interessen der jeweiligen Sparten adäquat berücksichtigt werden.

Die GEMA selbst teilt auf eigener Website, dass beim Reformvorhaben sämtliche konstruktive Anregungen aus der Mitgliedschaft sowie die Kritik und Bedenken, die von einigen der insgesamt rund 300 teilnehmenden Mitgliedern eingebracht wurden, berücksichtigt werden müssten. Der Dialog mit den Mitgliedern und den Branchenverbänden soll konsequent fortgesetzt. Eine sogenannte erweiterte Verteilungsplankommission war für Anfang März dieses Jahres geplant.7 Ob diese inzwischen gegründet wurde, konnte PianoMe leider nicht herausfinden.  

Ab dem 01.01.2026 soll nach aktuellem Plan die Übergangsphase in Kraft treten. Bei einer Versammlung der Mitglieder im Mai 2025 soll die Reform beschlossen werden. Ab 2028 sind dann Ausschüttungen nach der „neuen Kulturförderung“ geplant.


  1. https://www.gema.de/de/w/hilfe/musikurheber/aktuelles/reform-live/was-hat-es-mit-der-reform-live-verteilung-und-kulturf%C3%B6rderung-auf-sich- (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  2. https://www.gema.de/documents/d/guest/reform-der-kulturforderung-der-gema-pdf-1-pdf (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  3. https://www.musikrat.de/media/magazin/gravierende-folgen-fuer-die-ernste-musik (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  4. https://backstageclassical.com/klassik-komponisten-wuetend-auf-gema/ (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  5. https://backstageclassical.com/klassik-komponisten-wuetend-auf-gema/ (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  6. https://backstageclassical.com/klassik-komponisten-wuetend-auf-gema/ (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎
  7. https://www.gema.de/de/musikurheber/tantiemen/reform-kulturfoerderung (zugegriffen am 23.03.2025) ↩︎