Proberäume stundenweise mieten zu können, ist nicht nur für Hobby-, sondern auch für renommierte Musiker:innen wichtig. Einer von ihnen ist Henrique Gomide. Im Interview erzählte uns der brasilianische Profi-Pianist, was die brasilianische Musik ausmacht und warum ihm die Verbreitung dieser Musik in Deutschland so wichtig ist. Wir sprachen auch über seine jüngsten Projekte sowie über die Frage, warum er denkt, dass PianoMe „einfach genial“ ist.
PianoMe (PM): Lieber Henrique, es ist uns eine große Freude, dass du zu einem Interview mit PianoMe bereit bist! Wir wissen ja, wie beschäftigt du bist!
Henrique Gomide (HD): Ja, das stimmt! Aber ich finde es sehr hilfreich und wichtig, was PianoMe macht. Da nehme ich mir gerne die Zeit für euch.
PM: Das ist toll, danke! Zuerst wollen wir dich unseren Leserinnen und Lesern gerne kurz vorstellen, obwohl dich viele, insbesondere aus NRW, sicherlich bereits kennen: Du bist ein Komponist, Produzent, Dozent und bist auch als Profi-Pianist in vielen unterschiedlichen Ländern aufgetreten – eigentlich das ideale Testimonial für PianoMe!
HD: Genau! Ich reise grundsätzlich gerne und es ist einfach unheimlich schwierig, eine Übungsmöglichkeit in einer fremden Stadt zu finden. Das gleiche gilt übrigens auch für Deutschland. Ich lebe ja bereits seit einiger Zeit hier und weiß nicht nur basierend auf meiner eigenen Erfahrung, sondern auch durch meinen Austausch mit Musiker:innen, wie schwer es ist. Es ist dabei egal, ob ich einen Raum mit Klavier oder Flügel zu Übungszwecken für mich selbst benötige oder ein Studio zum Üben mit anderen Musiker:innen oder für meine sonstigen Projekte. PianoMe stellt in diesem Sinne eine große Hilfe dar. Man findet nicht nur eine passende Probemöglichkeit, sondern erhält auch den Überblick über das Angebot – die Art der Instrumente, die Bilder des Übungsraumes und natürlich auch die Mietkosten. Mit anderen Worten – einfach genial!
PM: Vielen Dank! Das freut uns! Genauso soll es sein! Wir haben uns aber heute getroffen, um über dich und deine Aktivitäten zu sprechen. Magst du uns zunächst etwas über deine Wurzeln sowie die brasilianische Musik erzählen?
HD: Gerne! Heute spiele und unterrichte ich hauptsächlich brasilianische Musik, aber nur wenige Leute wissen, dass ich meine Karriere in der klassischen Musik begonnen habe. Erst als Jugendlicher begann ich mich für brasilianische Musik zu interessieren und schnell durfte ich feststellen, dass ich, trotz meiner pianistischen Technik, Schwierigkeiten hatte, die brasilianischen Rhythmen auf entspannte und natürliche Weise zu spielen. Das änderte sich erst, als ich begann, mich für die Welt des Percussion zu interessieren. Es wurde mir schnell klar, dass man die perkussive Basis beherrschen muss, um brasilianische Musik auf jedem Instrument spielen zu können. Dies macht die brasilianische Musik natürlich aus.
PM: Das hört sich sehr spannend an! Ist das schwer zu lernen?
HD: Eigentlich gar nicht, wenn man einige grundlegende Konzepte beherrscht! Genau das biete ich in meinem Kurs „Secrets of Brazilian Music“ an. Der Kurs bittet Amateur- und Profimusiker:innen alle Schritte an, um die Wurzel der brasilianischen Rhythmen zu verinnerlichen. Es geht unter anderem darum, wie man die brasilianische Musik authentischer spielt.
PM: Hört sich sehr spannend an! Wie meldet man sich zu diesem Kurs an?
HD: Ganz einfach! Das geht über die Webseite www.secretsofbrazilianmusic.com/
PM: Vielen Dank! Du bist aber auch als Profi-Pianist sehr aktiv. Deine Projekte haben sich in den vergangenen Jahren immer mehr in Europa durchgesetzt. So wurde das Trios Caixa Cubo von BBC Radio 6 Music als eines der besten Alben des Jahres 2020 bezeichnet. Das Trio Nau Trio spielte einen Showcase auf der Jazzahead 2021. Mit der Sängerin Ayça Miraç hast du den Criole NRW Award 2019 gewonnen. Wo bist du jetzt dran?
HD: In der Tat. Meine Tätigkeit als Profi-Musiker ruht nicht. Eher umgekehrt. Insbesondere als Duo Oltheten Gomide. Neben unseren Auftritten, unter anderem in den wichtigen Konzertsälen und Festivals in den Niederlanden, Brasilien und Deutschland, haben wir bereits zwei CDs veröffentlicht mit Violinsonaten von Mozart, Schubert und Grieg und Stücke von brasilianischen Komponisten. Übrigens, am 04.02.2022 werden wir unser neues Projekt veröffentlichen (romantisches Brasilien), ein Online-Programm mit Videos, Texten und Fotos, in dem wir Musik von Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts aus Brasilien vorstellen. Ein in Europa noch sehr unbekanntes Repertoire, obwohl genial! Über unsere neue CD, die Ende des Jahres erscheinen wird, möchte ich noch nichts verraten. Seid gespannt!
PM: Schade, wir sind aber auf jeden Fall gespannt! Wo wir schon über die Musik sprechen, was ist dir wichtiger: perfekt zu spielen oder die Zuhörer zu berühren?
HD: Natürlich ist die Perfektionierung der Technik eines Musikers eine lebenslange Aufgabe. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, merke ich, dass das, was das Publikum am meisten bewegt, die Interaktion zwischen den Musikern ist. Im Moment präsent zu sein, jedes Konzert so zu spielen, als wäre es das letzte, Risiken einzugehen – all das macht einen Auftritt viel unvergesslicher als eine technisch perfekte Performance mit wenig Gefühl.
PM: Und hast du einen Lieblingskonzertort und warum?
HD: Ich liebe es, vor dem deutschen Publikum zu spielen, weil es so aufmerksam zuhört und den Musikern Respekt entgegenbringt. Der Ort spielt keine so große Rolle wie die Atmosphäre zwischen Musikern und Publikum.
PM: Und würdest du deinen Proberaum gelegentlich mit anderen Musiker:innen teilen?
HD: Ja, natürlich! Vor allem, weil dies für beide Seiten von Vorteil sein kann, z. B. durch die gemeinsame Nutzung von Equipment und Instrumenten.
PM: Vielen Dank! Genau das versuchen wir auch mit PianoMe zu ermöglichen. Hast du einen Wunsch an PianoMe, zum Beispiel irgendwelche Verbesserungen?
HD: Macht einfach so weiter wie bisher!
PM: Gerne! Wir danken dir für das Gespräch und wünschen dir alles Gute! Bis bald mal wieder in den Proberäumen von PianoMe!