PianoMe bleibt im Dialog mit unseren Userinnen und Usern und versorgt Euch, unsere lieben Leserinnen und Leser, mit interessanten Infos über die Kunst- und Kulturbranche. Zudem gewähren wir euch interessante Einblicke in die Arbeit und das Innenleben etablierter Künstlerinnen und Künstler. Dieses Mal konnten wir das Klavierduo Motus für ein Interview gewinnen. Türkü und Melis erzählten uns im Gespräch von ihren aktuellen Initiativen. Wir gingen auch den Fragen nach, was das Duo ausmacht und warum die beiden Pianistinnen der Meinung sind, dass PianoMe so nützlich ist.
PianoMe (PM): Liebe Türkü, liebe Melis, vielen Dank Euch für Eure Zeit! Es ist uns eine große Freude, dass Ihr zu einem Interview mit PianoMe bereit seid!
Türkü Su Dilan Özkaya (TSDÖ): Vielen Dank für die Einladung!
Melis Ertürk (ME): Sehr gerne!
PM: Das ist toll, danke! Zuerst wollen wir Euch unseren Leserinnen und Lesern gerne kurz vorstellen, obwohl Euch viele sicherlich bereits kennen: Ihr habt beide unabhängig voneinander Klavier als Konzertfach am Staatlichen Konservatorium Ankara und an der HMDK Stuttgart studiert, wo Ihr das DUO MOTUS im Jahre 2018 gegründet habt. Im Oktober 2022 habt Ihr das Studium im Fach Klavierduo an der HMT Rostock abgeschlossen. In 2019 habt Ihr den 1. Preis beim „2nd Internationalen Wettbewerb Villafranca VR City“ in Italien gewonnen und wurdet im selben Jahr sowohl beim „Paris Internationalen Musikwettbewerb“ als auch beim „4. Rising Stars Grand Prix Internationalen Musikwettbewerb“ in Berlin ausgezeichnet. Zuletzt habt Ihr in 2021 den 1. Preis beim „Roma Internationalen Klavierwettbewerb“ gewonnen. Auch an Konzertauftritten mangelt es Euch nicht…
TSDÖ: Ja, wir sind zwei Pianisten, die die ersten 18 Jahre ihres Lebens in der Türkei verbracht haben, mit dem Wunsch nach Deutschland gekommen sind, sowohl die Musik als auch die Lebensbedingungen zu verbessern, und die es lieben, gemeinsam zu musizieren.
ME: Wie Du es sehr gut zusammengefasst hast, sind wir mit der Entscheidung, unsere Karriere als Duo fortzusetzen, in diese Welt der Wettbewerbe und Konzerte eingetreten und freuen uns darauf, die Freude am gemeinsamen Musizieren mit dem Publikum zu teilen.
PM: Beeindruckend! Mögt Ihr uns zunächst etwas über Eure jeweiligen „Wurzeln“ erzählen? Wie seid Ihr zum Klavierspiel gekommen und wie ist dann im Jahre 2018 das Duo entstanden?
TSDÖ: Ich habe im Alter von 7 Jahren als Hobby mit dem Klavierspielen begonnen. Obwohl ich nicht aus einer musikalischen Familie stamme, war meine Familie in jeder Phase meines professionellen Musiklebens meine größte Unterstützung. Im Alter von 10 Jahren begann dieses Abenteuer, als ich die Aufnahmeprüfung am Konservatorium gewann. Ich habe Melis am Staatlichen Konservatorium Ankara kennengelernt, wo ich studiert habe. Damals konnte ich nicht ahnen, dass sich das gemeinsame Musizieren, das wir als pianistisches Hobby begonnen haben, zu einer solchen Karriere entwickeln würde. Dann haben wir beide die HMDK Stuttgart für unser Masterstudium gewonnen. Als Wahlfach besuchten wir den Klavierduo-Kurs von Prof. Hans-Peter Stenzel, der später einer unserer Professoren beim Konzertexamen werden sollte. Die Anleitung des Professors, unser innerer Wunsch und ein erster Preis, den wir damals gewonnen hatten, drängten uns, das Konzertexamen als Duo zu machen. Und wir gründeten unser Duo unter dem Namen „Motus“, was ein lateinisches Wort ist und „Bewegung“ in einer Sprache bedeutet, die heute niemandem mehr gehört.
ME: Obwohl meine Eltern keine Musiker sind, wuchs ich in einer musikbegeisterten Familie auf. Durch die Anleitung meiner Eltern, die schon früh mein Interesse an der Musik bemerkten, kam das Klavier in mein Leben. Und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen (lacht). Ich weiß nicht, ob sie dachten, dass dies mein Beruf werden könnte, als sie mich auf diesen Weg brachten. Meine Ankunft in Deutschland Jahre später war ein Wendepunkt. Den Musikern hier zuzuhören, zu hören, was ihnen am Herzen liegt, zu erkennen, wie emotionsorientiert unsere Arbeit ist, hat mir eine neue Perspektive eröffnet. Dass sich unsere Wege mit Türkü gekreuzt haben, liegt an unserer Zusammenarbeit an denselben Schulen. Der Spaß, den wir in den Übungspausen mit vierhändigem Blattspiel hatten, hat zusammen mit der Harmonie, die wir erreicht haben, den Grundstein für das Duo gelegt.
PM: Interessant! Hattet Ihr da gleich auch eine Idee, welchen musikalischen Raum Ihr da beschreiten wollt?
TSDÖ: Manchmal ändern sich Ideen und entwickeln sich auf unvorhersehbare Weise (lacht). Trotzdem war es nicht einfach, die Entscheidung zu treffen, gemeinsam Konzertexamen zu machen. An den türkischen Konservatorien wird Kammermusik leider als zweitklassig behandelt, und jedes Kind wird unabhängig von seinen Interessen als „Solist“ ausgebildet. Wir können also sagen, dass es eine mutige Entscheidung war, die Harmonie, die wir erreicht haben, weiterzuführen.
ME: Die Kommentare, die wir von außen erhielten, und die motivierenden Ergebnisse, die wir bei Wettbewerben erzielten, hatten hier eine große Wirkung. Der Zuspruch von Musikern, deren musikalischem Verständnis wir vertrauen, hat uns ermutigt, diesen Weg weiterzugehen.
PM: Wo unterscheidet Ihr Euch hauptsächlich und wo habt Ihr Gemeinsamkeiten?
TSDÖ: Ich glaube, man braucht mehr Gemeinsamkeiten, um so ein Duo zu gründen (lacht). Wir sind uns in den wichtigsten Dingen nicht sehr unähnlich. Sogar unser Musikgeschmack und unsere Hobbys sind ähnlich. Aber ich glaube, ich bin eher der Typ, der sagt: „Vergiss das Üben, das Wetter ist schön, lass uns spazieren gehen“.
ME: Türkü und ich haben ähnliche Lebensstile und Interessen. Das ist schon die Basis unserer Freundschaft. Auch das gemeinsame Musizieren hat uns im Laufe der Jahre näher zusammengebracht, zum Glück… Es hätte auch umgekehrt sein können (lacht). Der Hauptunterschied zwischen uns ist das Aufräumen des Übungsbereiches und die Häufigkeit des Putzens. Wenn ich den Türkü überlasse, verwandelt sich der Übungsraum in ein Museum für moderne Kunst…
PM: Wenn wir jetzt von der klanglichen Entwicklung sprechen, dann stelle ich mir vor, dass man gemeinsam nach einem bestimmten Klangraum sucht. Dann aber sind da eben diese beiden Persönlichkeiten. Wann geht man unter in dem Gemeinsamen? Dieses Austarieren stelle ich mir als eine sehr sensible Angelegenheit vor.
TSDÖ: Das ist eine sehr gute und wichtige Frage. Der Klang, den wir suchen, variiert von Stück zu Stück, sogar von Passage zu Passage. Obwohl unsere Persönlichkeiten in den Moment des Übens involviert sind, versuchen wir, sie so weit wie möglich von der Musik fernzuhalten. Denn schließlich versuchen wir, ein komponiertes Werk in Klang zu verwandeln, und da sind wir nicht das Wichtigste.
ME: Unsere Arbeit wird durch das Aufeinandertreffen von Gegensätzen ebenso bereichert wie durch die Gemeinsamkeit von Ideen. Unser Ziel bei der Interpretation der Werke ist es, das Schönste zu erreichen und nicht, einen gemeinsamen Weg zu finden. Es ist nicht einfach, als zwei unterschiedliche Charaktere denselben Standpunkt zu vertreten. Vor allem als zwei Musiker mit unterschiedlichen pianistischen Techniken. Aber ich denke, wir können nicht leugnen, dass wir uns immer ähnlicher werden.
PM: Wo fühlt Ihr Euch denn wohler: vierhändig an einem Instrument oder verteilt an zwei Flügeln?
TSDÖ: Vierhändig auf einem Klavier zu spielen, ist für mich etwas ganz Besonderes. Das gleiche Instrument zu teilen, dieser satte Klang, der so klingt, als käme er von einem selbst, der Fluss der Emotionen in einem gleichzeitig gespielten Akkord… Mit zwei Klavieren ist es eher so, als würde man mit einem Orchester spielen. Aber es ist auf jeden Fall ein sehr schöner Luxus, zwei so schöne Möglichkeiten zu haben (lacht).
ME: Und leider hat nicht jeder Konzertsaal zwei Flügel. Das ermutigt uns, mehr vierhändiges Repertoire zu spielen, um mehr Publikum zu erreichen. Aber, wie Türkü sagt, beschweren wir uns nicht. Es ist realistischer, auf einem Instrument eine gemeinsame Klangvorstellung zu schaffen. Auf zwei Klavieren hat man mehr Freiheiten, aber es kostet mehr Mühe, die Musik zu gestalten.
PM: Geht Ihr beim Spielen auch gedanklich zurück in die Zeit einer Epoche, in welcher ein Stück entstanden ist?
TSDÖ: Bevor wir anfangen, ein Stück auf dem Klavier zu lernen, recherchieren wir über das Stück. Aus welcher Epoche der Komponist stammt, was im Leben des Komponisten und in der Welt zu dieser Zeit geschah usw. Aber wenn ich spiele, habe ich eher Emotionen im Kopf als eine Epoche.
ME: Der Versuch, den Komponisten, die Zeit, in der er lebte, und die Bedingungen, unter denen das Werk entstand, zu verstehen, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Schließlich sind wir Vermittler zwischen Hörer und Werk/Komponist. Der Versuch, das Werk nur aufgrund dieser Informationen zu interpretieren, kann jedoch manchmal zu einer einseitigen oder verengten Sichtweise führen. Letztendlich müssen wir in uns selbst eine Verbindung zum Werk finden.
PM: Interessant! Ist sicherlich auch hilfreich. Auf der anderen Seite fließt vermutlich immer auch die eigene Perspektive aus der heutigen Zeit mit ein. Spürt Ihr, dass etwas davon auch bei Eurem Publikum ankommt? Inwieweit ist diese Perspektive überhaupt wichtig?
TSDÖ: Auch wenn wir versuchen, unsere eigene Persönlichkeit nicht in die Musik einfließen zu lassen, so ist doch selbst die Art und Weise, wie wir ein Gefühl empfinden, mit unserer Persönlichkeit, mit unserer Lebenseinstellung, verbunden. Das spiegelt sich in der Interpretation wider. Und das Publikum empfindet eine Emotion aus der Musik, die wir produzieren, mit seiner Stimmung in diesem Moment, mit seiner eigenen Sicht auf das Leben. Es ist ein komplizierter Prozess (lacht). Aber am Ende des Tages, unabhängig von der Emotion, ob Freude, Trauer oder Schmerz, bewegt sich etwas in dir, wenn du ein gut gespieltes Musikstück hörst. Ich glaube, das ist die schönste, einfache Realität in diesem komplexen Prozess.
ME: Zu dem, was Türkü gesagt hat, gibt es nicht viel zu sagen, aber ich möchte kurz etwas hinzufügen: Wie sehr wir uns auf die Musik einlassen, ist für uns eine sehr sensible Balance und variiert von Stück zu Stück. Auch die Art und Weise, wie wir uns auf das Werk beziehen, hat einen großen Einfluss. Wenn der Zuhörer in die „Geschichte“ einbezogen wird, kann die Musik jedes Mal neugestaltet werden.
PM: Wenn man über türkische Musik nachdenkt, dann kommen sofort die Erinnerungen an Klänge aus dem Orient. Die Klassik ist zwar auch in der Türkei sehr beliebt – meines Erachtens aber vornehmlich bei der Elite. Irre ich mich? Was könnt Ihr über den Unterschied zwischen dem deutschen und türkischen Publikum sagen? Präsentiert Ihr Eure Musik in der Türkei genauso wie bei Euren Konzerten in Deutschland oder gibt’s da doch Unterschiede?
ME: Die türkische Musik unterscheidet sich natürlich sehr von der klassischen Musik, und die klassische Musik wird in der Türkei nicht so oft gehört wie in Europa. Wir sind traurig darüber, dass die klassische Musik in Europa nur einen bestimmten Teil der Bevölkerung anspricht, wie es in der Türkei der Fall ist. In der heutigen Welt, in der der Zugang zu allem so einfach ist, führe ich das begrenzte Publikum für klassische Musik auf die Geschwindigkeit unseres Konsums zurück, denn klassische Musik erfordert Zeit und Mühe.
Obwohl wir bei unseren Konzerten in der Türkei fast die gleichen Programme verwenden, achten wir darauf, bekanntere Werke zu spielen. Werke, mit denen man sich leicht identifizieren kann, und Arrangements, die etwas Eigenes haben. Das Publikum freut sich, wenn es vertraute Melodien hört. Auch in Deutschland nehmen wir diese Arrangements in unsere Programme auf, diesmal mit dem Ziel, etwas von unserer Herkunft mitzunehmen. Deutsche Zuhörer finden sie exotisch.
TSDÖ: Ja, klassische Musik ist in der Türkei eigentlich beliebt. Sogar bei einem jüngeren Publikum als in Deutschland… Aber unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen in der Türkei sind künstlerische Aktivitäten wie Theater, Kino und Konzerte leider ein Luxus. Diese Situation führt dazu, dass ein „bestimmtes Segment“, wie Du sagst, klassische Musikkonzerte besucht. Wie Melis gesagt hat, ändern wir unser Repertoire nicht oft, und egal wo wir spielen, versuchen wir, ein paar Sätze zu den Werken zu sagen.
PM: Danke! Sehr interessant! Ist das Duo ein reines Konzertprojekt oder sind auch Aufnahmen und Veröffentlichungen geplant?
TSDÖ: Im Vordergrund stehen Konzertprojekte. Kürzlich haben wir, inspiriert von einem der wichtigsten Klassiker der türkischen Literatur, Ince Memed von Yasar Kemal, ein vierhändiges Arrangement des gleichnamigen Liedes von Zülfü Livaneli aufgenommen, die auf YouTube und allen digitalen Plattformen zu hören ist. Außerdem arbeiten wir an neuen Konzertkonzepten.
ME: Als Duo haben wir noch viel vor (lacht). Zunächst arbeiten wir an einem neuen Konzertprojekt, in dem wir Literatur und Musik miteinander verbinden wollen. Außerdem werden wir im April mit dem Orchester- und mit dem Chor zusammenspielen.
PM: Ihr unterrichtet ja das Klavier inzwischen auch selbst. Wie seht Ihr die aktuelle Rolle des Lehrers in der musikalischen Ausbildung?
TSDÖ: Die Rolle des Lehrers ist für die Kinder natürlich sehr wichtig. Aber die Rolle der Eltern ist genauso wichtig. Die Unterrichtszeit ist begrenzt und das, was die Kinder bis zur nächsten Stunde zu Hause machen, bestimmt ihre Entwicklung am meisten. Wie jeder Lehrer beklagen auch wir uns oft darüber, dass Kinder und Eltern nicht die nötige Sorgfalt und Disziplin aufbringen, um ein Instrument zu lernen (lacht).
ME: Im Einzelunterricht, der in der Regel sehr früh beginnt, haben die Lehrer einen großen Einfluss auf die Kinder, zumindest bei uns war es so (lacht). Die Unterstützung dieses Einflusses durch individuelle Methoden, die auf den Bedürfnissen des Schülers und seiner Liebe zur Musik basieren, kann zu sehr guten Ergebnissen führen. Ich glaube auch, dass es für die Lehrer notwendig ist, ihr aktives musikalisches Leben im Prozess der Ausbildung der Schüler fortzusetzen.
PM: Danke Euch! Wo wir schon über die aktuelle Generation sprechen: Für unabhängige Künstler:innen ist es heute grundsätzlich einfacher, eine Karriere zu beginnen. Streamingdienste und soziale Medien eröffnen ganz neue Möglichkeiten im Bereich Marketing. Andererseits müssen sie sehr kreativ sein, um sich von der Masse abzuheben. Und sie müssen sich eine treue Community aufbauen, um auf dem Markt bestehen zu können. Hinzu kommt, dass viele Künstler:innen sich darüber beschweren, dass sie von Streamingdienstanbietern ungerecht bezahlt werden. Wie seht Ihr das?
TSDÖ: Ja, heutzutage ist es tatsächlich einfacher, das, was man produziert, mit anderen zu teilen. Aber es gibt unglaublich viele Möglichkeiten in jedem Bereich, und es ist nicht immer so einfach, den Leuten zu sagen: „Warum sollte ich dir zuhören und nicht einer dieser Millionen Möglichkeiten“. Wie Du gesagt hast, braucht es Zeit und Mühe, um eine treue Community aufzubauen. Da wir unser Einkommen hauptsächlich mit Konzerten und Unterrichten verdienen, kann ich mich nicht dazu äußern, ob Streamingdienstanbieter fair sind oder nicht, aber all diese Dinge; sein Produkt sichtbar zu machen, die sozialen Medien aktiv zu halten, rauben uns die Zeit, die wir im Übungsraum verbringen und die Energie, die wir der Kunst widmen können. Ich denke, das ist das Traurigste.
ME: Vor 20-30 Jahren gab es wahrscheinlich nur eine Erwartung an Musiker: schöne Musik zu machen. Heute müssen wir viele Dinge tun, um gehört zu werden. Innovativ sein, die sozialen Medien aktiv nutzen, sich von anderen abheben und vielleicht auch noch gut aussehen… Andererseits ist es wirklich einfach, mit einem Video oder einem Musikstück Millionen von Menschen in einem Moment zu erreichen. Natürlich würden wir auch gerne nur mit Musik existieren, aber irgendwie müssen wir mit der sich verändernden Welt Schritt halten (nein, nein, wir sind noch nicht alt (lacht).
PM: Was beeinflusst Euch in Eurer künstlerischen Tätigkeit?
TSDÖ: Die Musik selbst beeinflusst uns in erster Linie. Die Literatur und alle anderen Künste sind für uns eine Quelle der Inspiration. Einen guten Film zu sehen, die Art und Weise, wie eine Tänzerin ihre Hand ausstreckt, die Zeilen eines Romans, von denen man sagt: „Wie schön ausgedrückt“ – all das nährt unseren Wunsch, Kunst zu schaffen und an ihr teilzuhaben, was eines der schönsten Dinge im Leben ist.
ME: In der Tat kann uns alles beeinflussen. Wie Türkü sagt, können es auch andere Kunstformen sein, das langsame Fallen eines Blattes von einem Baum oder der Ausdruck auf dem Gesicht eines Fremden… Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir suchen und offen sind und die Musik nicht in unseren Köpfen einschränken. Darüber hinaus haben die Konzerte von Sokolov, die wir jedes Jahr besuchen können, einen großen Einfluss auf uns. Jeder Moment ist wie eine Antwort auf die Frage: „Wie soll man Klavier spielen?“
PM: Die nächste Frage kann ich mir leider nicht ersparen (lacht). Wie findet Ihr das PianoMe-Konzept?
TSDÖ: Das PianoMe-Konzept ist einfach großartig. Als Musikerin, die ihr Instrument nicht mitnehmen kann, ist es toll, eine so praktische Möglichkeit zu haben. Es ist auch schön, dass jeder, der möchte, mitmachen und damit Geld verdienen kann. Wir hoffen, dass es noch viel weiterverbreitet wird und wir auf Reisen gehen können, ohne uns Sorgen machen zu müssen, wie und wo wir üben können.
ME: Zunächst möchten wir uns im Namen aller Pianisten bei Ihrem Team für diese Idee bedanken. Ihr habt damit ein wichtiges Problem in diesem Bereich gelöst. Ich wünschte, ich hätte von PianoMe gewusst, vor allem, als ich noch Studentin war. Ihr könnt sicher sein, dass ich es von nun an brauchen werde und ich werde es jedem empfehlen.
PM: Danke Euch! Was sind abschließend Eure Ziele für die Zukunft? Möchtet Ihr Eure Pläne mit unseren Leserinnen und Lesern teilen?
TSDÖ: Unser Ziel ist eigentlich nicht kompliziert: die Freude und das Glück, das wir beim gemeinsamen Musizieren empfinden, durch Konzerte und Aufnahmen mehr Menschen zu vermitteln. Das Klavier ist ein sehr vielseitiges Instrument. Diesen Klangreichtum wollen wir mit den großen Werken des Duo-Repertoires, unseren eigenen Arrangements und neuen Präsentationsstilen teilen.
ME: Mit Musik Menschen erreichen zu können… Gleichzeitig wollen wir dazu beitragen, das Klavierduo als Berufszweig an Konservatorien und Musikhochschulen bekannt zu machen und Studierende in diesem Bereich auszubilden.
PM: Liebe Türkü, liebe Melis, ich danke Euch für das sehr interessante Gespräch! Ich wünsche Euch alles Gute sowie viel Erfolg mit allem, was Ihr noch vorhabt! Wir bleiben in Kontakt.
TSDÖ: Wir danken Dir!
ME: Vielen Dank für die schönen Fragen!
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Foto 1: Aras Gökten
Foto 2: Benny Ulmer