PianoMe Talks: Interview mit der Konzertpianistin Lisa Maria Schachtschneider

Dieses Mal konnten wir die Pianistin Lisa Maria für ein Interview gewinnen. Wir sprachen u.a. über die aktuelle Lage im deutschsprachigen Raum was die Präsenz von Komponist:innen im Klassikbetrieb angeht und was es für Initiativen gibt, diese unterrepräsentierte Lage zu verbessern. Des Weiteren sprachen wir über ihr neues Programm „Planet Earth“ sowie über ihre Motivation und die Hintergründe dieses Programms und auch über den Klimawandel.

PianoMe (PM): Liebe Lisa, es ist uns eine große Freude, dass Du zu einem Interview mit PianoMe bereit bist! Vielen Dank Dir für Deine Zeit!

Lisa Maria Schachtschneider (LMS): Sehr gerne, ich freue mich über die Gelegenheit über aktuelle Projekte von mir zu sprechen und mein neues Soloprogramm „Planet Earth“ vorzustellen!

PM: Das ist toll, danke! Zuerst wollen wir Dich unseren Leserinnen und Lesern gerne kurz vorstellen, obwohl Dich viele sicherlich bereits kennen: Du bist eine klassisch ausgebildete Konzert-Pianistin. Neben den klassischen Standardwerken umfasst Dein Repertoire eine sehr große Auswahl an soft classic, smooth Jazz und dezenter, stilvoller Background-Musik. Filmmusik sowie aktuelle Pop-Charts runden Dein Repertoire ab. Das St. Galler Tagblatt hat Dich einmal als „Anwältin für Komponistinnen“ beschrieben. Auch einigen weiteren Medienberichten konnten wir viel Lob für Dich entnehmen. Das spricht doch für sich…

LMS: (lacht) … Ja, ich bin tatsächlich der eher selten anzutreffende Fall einer klassischen Pianistin, die auch in der Event- und Unterhaltungsbranche unterwegs ist. Ich spiele neben meinen klassischen Konzerten auch auf Hochzeiten, Firmenevents und ähnlichen Anlässen. Es macht mir Spaß und ist eine Abwechslung zur Klassik für mich, bei der ich meinen Kopf etwas entspannen kann. Klassische Werke sind sehr anspruchsvoll geistig und seelisch, sie gehen unheimlich tief, was gleichzeitig den ganzen Menschen psychisch und physisch sehr herausfordert, aber auch tief erfüllend ist. Die Unterhaltungsbranche ist dagegen eher wie eine prickelnder Apéro zum Sonnenuntergang für mich. Das Leben besteht ja nicht immer nur aus intellektuellem Tiefgang und Leidenschaft, sondern ich genieße zur Abwechslung auch mal eine gewisse verführerische Leichtigkeit (lacht).

PM: Sehr interessant! Magst Du uns zunächst etwas über Deine Wurzeln erzählen? Ich weiß zum Beispiel, dass Deine musikalische Reise bereits sehr früh und dank einer interessanten Empfehlung an Deine Eltern begonnen hat.

LMS: Alles begann damit, dass ich einen Test an meiner damaligen Grundschule zu einer eventuellen Früheinschulung bestanden hatte, der Rektor dieser Schule meinen Eltern aber riet, mich dennoch aus sozialen Gründen nicht früher einzuschulen, da ich sonst immer viel jünger als meine Klassenkamerad:innen gewesen wäre. Stattdessen sollte ich mir eine andere Herausforderung suchen und es wurde das Klavier. Ich habe aber bis zum Alter von circa 16 Jahren nur hobbymässig und nebenbei gespielt, erst dann kam ich durch einen Meisterkurs bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling mit der professionellen Musikwelt in Kontakt. In diesem Kurs lernte ich viele Gleichaltrige kennen, die bereits fantastisch Klavier spielen konnten und mit einigen der Pianist:innen, die ich dort kennenlernte, verbindet mich bis heute eine wunderbare Freundschaft. Das war ein großer Motivationsschub für mich und eigentlich der Beginn einer professionellen Ausbildung. Heute wäre es undenkbar, so spät mit einer professionellen Ausbildung zu beginnen, mittlerweile gibt es wunderbare Frühfördereinrichtungen, in denen bereits 8- bis 9-Jährige hervorragend ausgebildet werden.

PM: Das hört sich sehr spannend an! Was war der eigentliche Beginn Deiner Pianistentätigkeit? Ich weiß zum Beispiel, dass es einige Wendepunkte in Deiner Musiker-Laufbahn gab.

LMS: Eigentlich war der Beginn meiner aktiven Pianistentätigkeit erst einige Jahre nach dem eben erwähnten Meisterkurs, also mit circa 19/20 Jahren zu Studienbeginn. Ich habe in meinen Studienjahren bereits viel gespielt, sogar nach Kanada durfte ich zusammen mit der Liedklasse meiner damaligen Hochschule reisen, um dort aufzutreten. Das ist unvergesslich für mich. Mit Mitte 20 kam dann eine Phase gesundheitlicher Probleme, durch die ich gezwungen war, mich von dem strapaziösem Konzertleben zurückzuziehen. Ich habe mich dann mehrere Jahre sehr auf das Unterrichten und auch auf die Wiederherstellung meiner Gesundheit konzentriert. Rückblickend habe ich in diesen Jahren in meiner gesamten Entwicklung – musikalisch, künstlerisch und persönlich – sehr reifen können. Es war spannend für mich, indirekt über das Unterrichten Einblick in so viele unterschiedliche Lebenswege meiner Schüler:innen und Student:innen zu erhalten. Ungefähr 2018 habe ich meine Konzerttätigkeit wieder aufgenommen und das Unterrichten reduziert. Ursprünglich wollte ich tatsächlich nur in kleinem Rahmen wieder ein bisschen spielen, aber das Ganze lief so gut und ich habe so viele schöne und begeisterte Rückmeldungen und auch Konzertmöglichkeiten erhalten, dass es mich wieder richtig gepackt hat. Der Umbruch von einem regelmäßigen, sicheren Einkommen durch verschiedenen Unterrichtsstellen und einen festen Schülerstamm hin zu den Herausforderungen und finanziellen Unsicherheiten der Selbstständigkeit war nicht immer leicht, aber heute bin ich unglaublich dankbar, diesen Schritt gewagt zu haben und beruflich meinen Traum zu leben. Ich darf meine Herzens-Projekte verwirklichen und habe dafür ein Publikum und Veranstalter:innen, die mich gerne in ihre Programme aufnehmen. Darüber bin ich sehr glücklich.

PM: Jetzt hast Du aber eine perfekte Brücke zwischen Deinen musikalischen „Wurzeln“ und „heute“ geschlagen. Ich habe bereits eingangs das St. Galler Tagblatt zitiert. Der Hintergrund dieses Zitat war Deine Debüt-CD “FEMINAE-the female in music”. Wie kam es zu diesem Projekt?

LMS: Der Anlass zu „FEMINAE-the female in music“ war der 200. Geburtstag von Clara Schumann 2019. Ich habe anlässlich dieses Jubiläums ein Programm rund um das Ehepaar Clara und Robert Schumann kreiert und wie das bei Geburtstagsfeiern so ist, habe ich Clara in der ersten Hälfte des Programms mit „Freundinnen“ (in dem Fall anderen Komponistinnen) umrahmt, quasi mit „Geburtstagsgästen“. Daraus ist dann das noch etwas erweiterte Programm „FEMINAE-the female in music“ entstanden.

Femina

PM: Eine interessante Geschichte, die aber anscheinend von Anfang an gewisse Ziele verfolgt hat. Was wolltest Du mit dieser CD zum Ausdruck bringen? Da steckt sicherlich mehr dahinter.

LMS: Die Klassikbranche ist nach wie vor eine Männerdomäne. Obwohl Gleichberechtigung sämtlicher Geschlechter, die starke LGBTQ-Bewegung, Gendern etc. heutzutage ein sehr wichtiges Thema ist, welches großes öffentliches Interesse und auch Diskussionen nach sich zieht, ist diese Thematik noch nicht ausreichend in der sehr traditionellen Klassikwelt angekommen. Es gibt fantastische Komponistinnen, wie zum Beispiel den „weiblichen Beethoven“ Emilie Mayer, Amy Beach, Ethel Smith oder Florence Price, die so unglaublich gute, einzigartige und tief berührende Musik komponiert haben, dass es aus künstlerischer Sicht absolut unverständlich ist, dass diese Werke erst in den letzten Jahren wieder zaghaft vermehrt aufgeführt werden. Emilie Mayer war zum Beispiel zu Lebzeiten sehr bekannt, ihre Werke wurden regelmäßig aufgeführt. Nach ihrem Tod verschwand sie sehr schnell in der Versenkung. Warum? Offensichtlich hatten die zu der Zeit fast ausschließlich männlichen Veranstalter und Berufsmusiker kein Interesse an der Aufführung mehr, vermutlich fehlte die Lobby, das Netzwerk. Oft spielen diese Dinge ja auch heute noch eine wichtigere Rolle als die künstlerische Qualität. Immer wieder sehe ich ganze Saison-Programme renommierter Konzertreihen mit keinem einzigen Werk einer Komponistin. Aktuelle Studien haben ergeben, dass in Abonnement-Reihen in Deutschland weniger als zwei Prozent der aufgeführten Werke von Frauen geschrieben wurden. Deshalb sind Netzwerke wie beispielsweise der Internationale Arbeitskreis Frau und Musik e.V., aus dem das Archiv Frau und Musik in Frankfurt entstanden ist, so wichtig. Das Archiv Frau und Musik ist das weltweit älteste, größte und bedeutendste Archiv mit mehr als 25.000 Medieneinheiten zu mehr als 1.800 Komponistinnen vom 9. bis zum 21. Jahrhundert aus 52 Nationen. Im Archiv Frau und Musik gibt es auch über 3.500 CDs von und mit Werken von Frauen. Ich kann jeder interessierten Person nur empfehlen, einmal auf der Homepage des Archivs zu stöbern, es ist eine spannende Fundgrube fantastischer kaum gespielter Kompositionen.

Auf meinem Album „FEMINAE-the female in music“ herrscht eine ungefähre Balance von 50 Prozent zwischen weiblichen und männlichen Kompositionen. Das finde ich ein schönes und faires Idealverhältnis, welches ich auch in zukünftigen Programmen von mir möglichst anstrebe. Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass so eine hälftige Geschlechterverteilung nun dogmatisch bei jedem Programm der Fall sein müsste, es kommt auch immer ein wenig auf die jeweilige Thematik an. Bei meinem Projekt „No war!“ im letzten Jahr anlässlich des traurigen Krieges in der Ukraine, hatte ich nur männliche russische und ukrainische Komponisten auf dem Programm, auch weil das Programm recht schnell und spontan entstand und mir ein bisschen die Zeit zum Suchen passender Werke aus weiblicher Feder fehlte. Oft aber gibt es genug wunderbare Werke von Komponistinnen, die thematisch gut in die Programmplanung passen.

PM: Wo wir schon über die Rolle der Komponistinnen im modernen Klassikbetrieb sprechen: Was könnte man Deiner Meinung nach verbessern und wo müsste man dann ansetzen? Kann man sowas überhaupt gezielt „beeinflussen“ oder ist das eher ein „natürlicher“ Prozess?

LMS: Es gäbe schon Möglichkeiten, gezielt anzusetzen. In Schulbüchern beispielsweise existieren Komponistinnen nach wie vor, wenn überhaupt, nur als „Schwester von“ und nicht als eigenständige Künstler:innen. Werden Komponistinnen mit ihren Leistungen nicht gleichwertig in die Schulmusikbücher mit hineingenommen, wird dieser Kreislauf an Nicht-Wissen und Nicht- Lehren weitergehen. Gerade hier hat man die Möglichkeit, eine neue, andere Grundlage zu schaffen. Die Frauen des Informationszentrums Fragen an Gender in Luxemburg haben bereits vor über 10 Jahren ein Buch für den Schulunterricht entwickelt, in dem Komponistinnen und ihre Werke samt Begleit-CD und Fragestellungen in den Unterricht einfließen können. Das geht aber nur, wenn Lehrerinnen und Lehrer auch etwas mit Komponistinnen anfangen können, weil sie selbst darauf geschult wurden und diese als gleichwertige Persönlichkeiten erachten. Dafür sind Standards elementar wichtig.

In Musikhochschulen könnten in den Bibliotheken eigene Bereiche für Komponistinnen geschaffen werden. Ein Vorschlag wäre noch, künftig nur die Institute, Projekte und Konzerte und Aktionen staatlich zu fördern, die sich auch wirklicher Gleichberechtigung selbstverständlich verschrieben haben. Wer Komponistinnen und ihre Leistungen nicht beachtet und nicht ins Programm aufnimmt, könnte Förderungskürzungen in Kauf nehmen müssen.

PM: Sehr interessant! Außerdem hast Du mit Deiner ersten CD dies auch bemerkenswert zum Ausdruck gebracht! Ich würde jetzt gerne aber ganz kurz das Thema wechseln. Klimawandel und Nachhaltigkeit sind aktuell die Top-Trends. Wie sieht es Deines Erachtens in puncto „Nachhaltigkeit“ aktuell in der Musikbranche und speziell im Bereich der klassischen Musik aus?

LMS: Nun ja, üblicherweise touren sehr bekannte Solisten und Orchester regelmäßig per Flugzeug um die Welt, was natürlich nicht sehr klimafreundlich ist. Jedenfalls war dies vor der Coronapandemie der Fall. Durch die Pandemie kam ja der gesamte weltweite Reisebetrieb schlagartig zum Stillstand und hat bis heute nicht das vorige Ausmaß wiedererlangt. In China gibt es glaube ich zum Beispiel noch immer Einreiseverbote, Quarantänemaßnahmen und ähnliches. Vielleicht könnte man sich – auch im Sinne der Nachhaltigkeit – zu einem gewissen Prozentsatz in den Konzertreihen wieder mehr auf regionale Künstler:innen konzentrieren, die einen kürzeren Anreiseweg haben. Die Schweiz ist da sehr vorbildlich finde ich. In fast jeder Konzertreihe werden zu circa einem Drittel regionale Künstler eingeladen. Das finde ich schön, da dies ja auch eine Förderung einheimischer Musiker:innen ist. Gleichzeitig würde ich den internationalen Konzertbetrieb nicht missen wollen. Es ist einfach ein großartiges Erlebnis, Künstler:innen wie Yuja Wang oder Grigori Sokolow live erleben zu können. Vielleicht könnte man aber eine etwas ausgewogenere Balance finden, als das momentan oft noch der Fall ist. Vielleicht könnte man für den Konzertbesuch von Künstler:innen, die von einem anderen Kontinent für das Konzert angereist sind, auch etwas höhere Eintrittspreise erheben und die Differenz dann an eine Umweltorganisation spenden.

Lisa Maria Schachtschneider

PM: Eine ggf. etwas provozierende Frage: Geht es bei all diesen Entwicklungen nur ums nachhaltige Musizieren oder spiegeln sich diese Trends auch bereits in der Phase der Entstehung der Musik wieder? Ich meine, ist ein nachhaltiges Komponieren möglich?

LMS: Die großen klassischen Werke von Komponisten wie Bach, Beethoven, Mozart oder neuerdings erfreulicherweise auch von Emilie Mayer werden seit hunderten von Jahren weltweit aufgeführt. Das finde ich sehr nachhaltig. Trotzdem können auch „Eintagsfliegen“ wie manchmal bestimmte Songs im Rock/Pop-Bereich, die vielleicht einen Sommer lang ein Hit sind und dann in der Versenkung verschwinden, Spaß machen. Ich finde das völlig ok. Solche Musik hat auch ihre Berechtigung und sorgt bei Millionen Menschen für gute (Sommer)-Laune, mich manchmal eingeschlossen (lacht). Das weltweite Streaming über Portale wie Spotify, Itunes, Applemusic, Netflix ect. ist allerdings nicht sehr umweltfreundlich und übrigens auch nicht unbedingt Musiker:innen-freundlich. Eine halbe Stunde Streaming verursacht so viele CO2-Emissionen wie eine Autofahrt von 6,3 Kilometern, so das Fazit einer Studie aus dem Jahr 2019. Also lieber abends mal ins Live-Konzert gehen, statt Netflix zu streamen, am besten in das Konzert eines regionalen Künstlers oder einer regionalen Künstlerin (lacht).

PM: Sehr interessant! An dieser Stelle schließt sich wieder der Kreis. In Deinem neuen Programm „Planet Earth“ nimmst Du zum einen thematisch Bezug auf den Klimawandel und auf der anderen Seite geht es um die Werke, die von Frauen komponiert wurden. Habe ich das richtig zusammengefasst? Kannst Du uns bitte mehr über das Projekt verraten?

LMS: In “Planet Earth” setze ich meine weiter oben angesprochene Idealvorstellung von circa 50 Prozent Komponistinnen in meinen zukünftigen Programmen um. So ist das Element Erde meines Programmes ganz den Komponistinnen gewidmet, es heisst ja auch „Mutter Erde“ und in der Erde gedeiht – so wie wie in uns Frauen (und generell gebärfähigen Menschen)- ein großer Teil allen Lebens. ‚From Grandmother’s Garden‘ der spätromantischen, amerikanischen Komponistin Amy Beach passt perfekt zum Element Erde und thematisiert in den kurzen Stücken dieses Zyklus verschiedene Gewürz-Kräuter und Pflanzen. Ergänzt wird das Element Erde mit ‚D’un vieux jardin‘ (Aus einem alten Garten) der französischen Komponistin Lili Boulanger, einer Zeitgenossin von Beach.
Das Element Feuer ist den männlichen Komponisten gewidmet mit Igor Strawinskys ‚Feuervogel‘, Alexander Skrjabins ‚Vers la Flamme‘ und Claude Debussys ‚Feux d’artifice‘.Die Elemente Luft und Wasser sind weiblich-männlich gemischt. Besonders erwähnenswert finde ich hier noch das kurze Stück „In Memoriam“ der norwegischen Komponistin Ruth Bakke (*1947), welche dieses Stück ausdrücklich als Protest gegen die Zerstörung der Natur geschrieben hat, genauer gesagt gegen die Umwandlung eines Sees in einem Naturschutzgebiet in einen Stausee für ein geplantes Elektrizitätswerk. Dieses Werk ist noch gar nicht gedruckt, sondern existiert bisher nur handschriftlich, was ich besonders spannend finde.

Ich war schon immer sehr naturverbunden und bin direkt am Rande eines Waldes aufgewachsen. Ein nachhaltiger und achtsamer Umgang mit der Umwelt und unseren Ressourcen liegt mir sehr am Herzen. Ich bin überzeugt, dass wir uns durch Verschmutzung und Vergiftung unserer Böden, Atemluft und Meere gesundheitlich sehr schaden, ganz zu schweigen von humanitären Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürreperioden, die durch menschliches Versagen begünstigt werden. Leider gehören Streben nach Macht und Geld untrennbar zur menschlichen Natur, aber die tiefen Emotionen, die durch Musik hervorgerufen werden, können vielleicht ein wenig zu einem größeren Bewusstsein für die Wichtigkeit und Schönheit unserer Natur und deren Kreisläufe beitragen. Deshalb habe ich mein Programm „Planet Earth“ zusammengestellt.

PM: Beeindruckend! Außerdem unterstreichst Du mit diesem Projekt meines Erachtens noch einmal sehr bemerkenswert Deine eigene Vielfalt. Wo wir aber schon über die Musik sprechen, was ist Dir wichtiger: perfekt zu spielen oder die Zuhörer zu berühren?

LMS: Auf jeden Fall ist es mir deutlich wichtiger, meine Zuhörer:innen mit meiner Musik zu berühren und mit der Thematik meiner Programme zum Nachdenken anzuregen. Ich denke und habe auch öfters schon das Feedback erhalten, dass genau dies eine meiner Stärken als Musikerin ist.

PM: Und hast Du einen Lieblingsort zum Musizieren?

LMS: Nein, das kann ich so nicht sagen. Generell spiele ich sehr gerne an außergewöhnlichen Orten, die ursprünglich gar nicht unbedingt als Konzerthalle gebaut wurden. Stillgelegte Scheunen, Mühlen oder Industriegebäude beispielsweise haben eine sehr besondere Atmosphäre, die ich gerne mag.

PM: Die nächste Frage kann ich mir leider nicht ersparen (lacht). Würdest Du Deinen Klavierraum gelegentlich mit anderen Musiker:innen teilen? Was hältst Du generell von unserem PianoMe-Projekt?

LMS: Ich finde das PianoMe-Projekt großartig. Wie oft ist man als Musikerin unterwegs und würde sich über eine leicht erreichbare Übemöglichkeit in einer fremden Stadt freuen. Über PianoMe kann man leicht und unkompliziert online sehen, ob es einen verfügbaren Raum mit Instrument in der Nähe gibt. Wenn man ein Klavier besitzt, kann man damit sogar ein bisschen zusätzliches Geld verdienen, in dem man es mit anderen Musiker:innen teilt. Grundsätzlich würde ich mein Instrument auch über PianoMe anbieten, ich glaube aber nicht, dass in dem ländlichen, abgelegenen Dorf, in dem ich lebe, eine große Nachfrage danach bestehen würde. Würde ich beispielsweise in Zürich leben, wäre es anders.

PM: Herzlichen Dank Dir für Deine Meinung! Diese ist uns sehr wichtig! Was sind abschließend Deine Ziele für die Zukunft? Möchtest Du Deine Pläne mit unseren Leserinnen und Lesern teilen?

LMS: Eigentlich ist es mein Plan, dass meine verschiedenen beruflichen Tätigkeitsfelder – also meine Konzertreihe, meine klassischen Solo- und Kammermusikprojekte, meine nach wie vor in eingeschränktem Umfang vorhandene Unterrichtstätigkeit und meine Auftritte in der Eventbranche –  genauso schön und erfolgreich weiterlaufen wie bisher. Mein Programm „Planet Earth“ möchte ich gerne im nächsten Jahr auf CD aufnehmen und stehe diesbezüglich auch bereits in Kontakt mit dem Label Ars Produktion, bei welchem ich auch mein erstes Album veröffentlicht habe. Aktuell plane ich eine Indien-Tour mit meinem west-östlichen „Trio One World“ für Anfang 2024. Darauf freue ich mich sehr.

PM: Liebe Lisa, wir danken Dir für das sehr interessante Gespräch! Wir wünschen Dir alles Gute sowie viel Erfolg mit allem, was Du noch vorhast! Wir bleiben in Kontakt.

LMS: Ich danke Euch herzlich für das Interview und die wirklich spannenden und sehr individuellen Fragen!

Copyright Fotos: Lisa Maria /  Fotograf : Hans Jörg Müller