PianoMe Talks: Interview mit Joe Chialo

Interview mit Joe Chialo

zum Thema „Keimzellen des kreativen Lebens in Berlin im Sinne der Musikwirtschaft sowie der darstellenden Künstler:innen“

Aus aller Welt zieht es junge Kreative und Lebenskünstler nach Berlin! Jedes fünfte Unternehmen in Berlin stammt aus dem Bereich der Kreativwirtschaft1. Kreativität ist inzwischen mehr als ein Berliner Lebensgefühl. Kreativität bedeutet Zukunft! Dies trifft auch auf die Musikwirtschaft Berlins zu. Diese ist in Berlin vielfältig, lebendig und international (noch) anerkannt. Die Musikwelt in Berlin umfasst nicht nur große Labels und Player, sondern auch innovative Startups. Rund 1.500 Unternehmen mit über 1,5 Mrd. Euro Umsatz im Jahr stehen für rund 25% der Bruttowertschöpfung der Kreativwirtschaft in Berlin2.

Die Corona-Pandemie hat die Musikwirtschaft in Berlin an den Rand des Abgrunds gedrängt. Inzwischen stabilisiert sich die Lage wieder, allerdings hat die Corona-Pandemie nicht nur für Probleme gesorgt, sondern auch vieles erst sichtbarer gemacht. Besonderes Nachsehen haben vor allem junge Künstler, die sich dem Publikum erst präsentieren müssen, um eine Fanbasis aufzubauen. Allerdings beschwerten sich uns gegenüber, im Rahmen unserer Interviewvorbereitung, auch gestandene Künstler. Insgesamt hatten wir den Eindruck, dass sich die Musikwirtschaft in Berlin seit der Corona-Pandemie in einer Art „Krisen-Schleife“ befindet: Es ist von einem Sanierungsstau bei der Kulturinfrastruktur die Rede. Die Szene spricht von einem Mangel an Proberäumen sowie einem Mangel an Auftritten. Viele bemängeln das Fehlen eines zentralen Ansprechpartners, der grundsätzlich für die Musikwirtschaft zuständig wäre. Mangelnde Förderung, zu viel Bürokratie, mangelnde soziale Absicherung – um nur einige Punkte zu nennen.  

Doch stimmt unser Eindruck? Wie sieht die neue kulturpolitische Strategie in Bezug auf die Musikwirtschaft sowie darstellenden Künste in Berlin aus? Um eine Antwort auf diese sowie viele weitere Fragen zu diesem Thema zu erhalten, konnten wir dieses Mal Herrn Chialo für ein Interview gewinnen. Lest selbst, was Herr Chialo zu diesen Themen sagt, welche Empfehlungen er ausspricht und was die neue kulturpolitische Strategie der Stadt Berlin in diesem Zusammenhang vorsieht.


PianoMe (PM): Lieber Herr Chialo, vielen Dank für Ihre Zeit! Es ist uns eine große Freude, dass Sie zu einem Interview mit PianoMe bereit sind!

Joe Chialo (JC): Besten Dank für die Einladung!

PM: Zu Beginn unseres Gespräches stellen wir unsere Gäste unseren Leserinnen und Lesern kurz vor. Obwohl Sie viele sicherlich bereits kennen, würde ich trotzdem gerne mit unserer Tradition fortfahren: Als Sohn einer tansanischen Diplomatenfamilie in Bonn geboren, zählen Sie im Politikbetrieb zu den Quereinsteigern. Nach Abschluss einer handwerklichen Ausbildung und eines Studiums in Erlangen mit den Schwerpunkten Geschichte, Politik und Wirtschaftswissenschaften haben Sie Ihren Weg in die spannende Welt der Musikbranche gefunden. Sie machten selbst Musik, arbeiteten in Köln, Amsterdam, München und kamen schließlich 2002 mit dem Musikkonzern Universal Music von Hamburg nach Berlin. Ganz nebenbei haben Sie sich auch im Unternehmertum versucht und 2009 Ihr eigenes Unternehmen, die heutige Airforce1 Music Group, gegründet. Ein ziemlich breites Spektrum, oder?

JC: Ich durfte über die Jahre viele verschiedene Perspektiven kennenlernen, ja. Dabei habe ich ganz unterschiedliche Dinge gelernt, und all diese Jobs haben mich geprägt. Ob es die Geduld ist, die man braucht, um viele Wochen an einem U-Stahl zu feilen – oder die Weitsicht, die ein Musikmanager haben muss: Ich habe viel mitgenommen aus meiner bisherigen Karriere.

PM: Beeindruckend! By the way: Was den „Quereinstieg“ angeht, aber auch Migrationshintergründe sowie Unternehmerturm – haben wir durchaus einiges gemeinsam (lacht). Herr Chialo, Ihre ersten Wochen im neuen Job als Berliner Kultursenator waren zumindest nach meinem Geschmack nicht einfach. Ihr erstes TV-Interview, welches Sie als Kultursenator dem rbb gaben, ist auch nicht mehr online auffindbar. Sind Sie inzwischen in Ihrem Job angekommen?

JC: Wie alle meine Kolleginnen und Kollegen im Senat bin ich im April bei ungebremster Fahrt ins Amt gekommen. Es galt, einen starken Haushaltsentwurf zu gestalten – eine Aufgabe, die an und für sich schon enorme Ressourcen in jedem Winkel der Berliner Verwaltung fordert – und gleichzeitig den multiplen Krisensituationen zu begegnen sowie im Amt anzukommen. Ich habe viele Antrittsbesuche in Institutionen gemacht, Aufsichtsratsvorsitze übernommen, die tollen Kolleginnen und Kollegen der Senatsverwaltung und ihre Arbeit kennengelernt und mich nicht zuletzt akuten Hilferufen der Berliner Künstlerinnen und Künstler angenommen.

Nun steht der Haushaltsentwurf – und mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Auf dieser Grundlage können wir die Berliner Kultur resilient und zukunftsfähig machen. Das heißt auch, dass jetzt erstmals ein wenig mehr Zeit ist.

Ich fühle mich mittlerweile angekommen! Auch wenn ich vielleicht noch nicht restlos alle Abkürzungen auswendig parat habe, die in der Behördenkultur so beliebt sind! (lacht)

PM: Den Satz „Es wird nichts so bleiben, wie es ist.“ aus Ihrem o.g. Interview bekomme ich nicht mehr aus meinem Kopf. Dieser wurde, insbesondere seit Informationen zum Sofortprogramm geleakt wurden, so interpretiert, dass der Kulturetat Berlins gekürzt wird. Bei allem Verständnis für das Auslaufen der pandemiebedingten Programme steht der Kulturbereich, zumindest gemäß dem Feedback, welches wir von der Szene erhalten, immer noch nicht da, wo er vor der Pandemie war. Ich spreche nicht einmal über die Probleme, die bereits vor der Pandemie herrschten oder von der Tatsache, dass viele Kunstschaffenden während der Pandemie eigene Rücklagen vollständig verbraucht haben. Diese Mittel hätten unter anderem auch für neue Projekte genutzt werden können. Stimmt der Eindruck aus dem soeben zitierten Satz trotzdem?

JC: Mein Anliegen hinter dem zitierten Satz war auch, Erwartungsmanagement zu betreiben. Wir müssen jetzt zusammenarbeiten, die Politik, die Künstlerinnen und Künstler, alle Akteurinnen und Akteure in Berlin, um für eine Zeit der globalen wirtschaftlichen Schwierigkeiten gerüstet zu sein.

Fakt ist gleichzeitig: Eine Kürzung des Kulturetat Berlins im Gesamtvolumen ist nicht vorgesehen, im Gegenteil. Wir haben 2024 mehr als wir im Haushalt jemals hatten. 2025 wird er dann erstmals die Grenze von einer Milliarde Euro überschreiten, das ist ein Rekord. Ja – jeder Euro davon wird gebraucht, um Inflation, Raummangel und Veränderungsprozessen zu begegnen.

PM: Das hört sich doch optimistischer an! Dem Koalitionsvertrag habe ich entnommen, dass beabsichtigt wird, u.a. Künstler:innen in Zukunft umfangreicher zu fördern, um sie u.a. krisenfester zu machen. Das ist doch bereits fast eine Ansage, die vermuten lässt, dass dieser Punkt des Koalitionsvertrages ganz oben auf der Agenda steht. Der vergangenen Klausurtagung der Berliner Landesregierung konnte ich, neben der Absicht, einige Kultur-Veranstaltungen (Kultursommer, Open-Air-Pilot TXL-Frachtkantine etc.) zu organisieren, nur ein einziges Gesetzesvorhaben im Kulturbereich entnehmen: Das Berliner Bibliotheksgesetz. Können Sie uns bereits auch konkrete Maßnahmen zur Ausgestaltung einer solchen auskömmlichen Kulturförderung verraten?

JC: Zum Bibliotheks- wird sich auch ein Musikschulgesetz gesellen. Das ist also nicht ganz alleine auf der legislativen Startrampe.

Was die auskömmliche Kulturförderung betrifft: Wir haben jetzt schon über 38 Förderprogramme für Künstlerinnen und Künstler, Projekte und Gruppen aller Sparten, das Förderangebot ist – auch im überregionalen Vergleich – sehr breit aufgestellt. Es muss aber noch mehr Resilienz für die Künstlerinnen und Künstler bieten, auch gegenüber Krisensituationen wie den aktuellen.

PM: Wo wir schon über die Kulturförderung sprechen: Seit einiger Zeit hören wir immer wieder, dass die aktuelle Fördersystematik reformiert werden soll. Insbesondere solle ein nachhaltiges künstlerisches Arbeiten ermöglicht werden. Ein weiterer Punkt betrifft eine gewisse Flexibilisierung der aktuellen Fördersystematik. Dieser lautet: Weg vom „Abhaken der Kriterien“ und hin zur flexiblen Projektförderung. Wie sehen Sie die aktuelle Fördersystematik des Landes Berlin?

JC: Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, eine dynamische Fördersystematik auszubauen. Die Kulturlandschaft ist im Wandel – die Förderung sollte es auch sein. Das heißt konkret auch, dass Lücken zwischen den Programmen geschlossen, Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt und mehr prozessorientierte Möglichkeiten wie Arbeitsstipendien aufgegleist werden sollten. Das Zusammenspiel zwischen EU-, Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie den privaten Fördermöglichkeiten werden wir noch besser aufeinander abstimmen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

PM: Die Koalition der Freien Szene Berlin vermisste in Ihrer Stellungnahme zum Koalitionsvertrag die explizite Nennung freier Gruppen, freier Ensembles, freier Kollektive und Soloselbstständiger sowie Freier Spielstätten, die alle zur Vielfalt und Qualität der Berliner Kulturlandschaft beitragen. Dabei wurden insbesondere in den letzten Jahren einige Maßnahmen und Projekte im Bereich „Darstellende Künste und Tanz“ eingeleitet. Einige Projekte werden sogar international als modellhaft angesehen. Können Sie uns die Fortsetzung der Maßnahmen aus dem Runden Tisch Tanz 2020 bestätigen? Welche weiteren „Aktivitäten“ im Bereich „Darstellende Künste und Tanz“ sind bereits geplant?

JC: Mein Haus nimmt einen partizipativen Prozess mit der Berliner Tanzszene auf, um die Strukturförderungen im Bereich Tanz auszuwerten – die sind aus dem Runden Tisch hervorgegangen, zum Beispiel die Tanzpraxis Stipendien, die Residenzförderung. Aus dem Prozess werden Empfehlungen hervorgehen, wie Förderungen aussehen sollen.

PM: Herr Chialo, als Unternehmer kennen Sie sicherlich das Bürokratie-Ärgernis der deutschen Unternehmen. Wie sehen Ihre Pläne bzgl. Bürokratieabbau im Bereich „Kunst und Kultur“ in Berlin aus? Steht dieser oder ein ähnlicher Punkt überhaupt auf Ihrer Agenda?

JC: Ich glaube, dass Bürokratieabbau und Digitalisierung nicht voneinander zu trennen sind und daher auch gemeinsam angegangen werden müssen. Da bin ich übrigens mit dem Regierenden Bürgermeister, bei dem das Thema Digitalisierung der Verwaltungen zentral liegt, einer Meinung. Unser wichtigstes Tool im Bereich Kunst und Kultur ist dabei der Fonds Digitaler Wandel, den wir neu aufsetzen werden – dort werden künftig Vorhaben gesammelt, von denen sehr viele dazu beitragen.

PM: Wo wir schon über das Unternehmertum sprechen: Einerseits wird Kunst und Kultur als ein öffentliches Gut definiert, welches vom Staat dem Gemeinwesen unabhängig vom sozialen Status sowie den finanziellen Möglichkeiten zur Nutzung angeboten wird. Auf der anderen Seite sind im Bereich „Kunst und Kultur“ auch privatwirtschaftliche Unternehmen tätig. Eine enge Verzahnung der kulturellen und wirtschaftlichen Aktivitäten ist m.E. unabdingbar. Wie sehen Sie diese Verzahnung? Die Koalition der Freien Szene Berlin hält z.B. eine bessere und vereinfachte bürokratische Verzahnung kultureller und wirtschaftlicher Aktivitäten durch eine entsprechende Schnittstelle zwischen Kultur- und Wirtschaftsverwaltung für sinnig. Sehen Sie das genauso? Wie kann so eine Verzahnung aus Ihrer Sicht am effektivsten funktionieren?

JC: Die Verheiratung von Wirtschaft und Kultur ist eines meiner zentralen Anliegen. Schon jetzt geht beides, wie Sie angedeutet haben, erfolgreich Hand in Hand. Das sieht man an den Clubs, das sieht man bei Veranstaltungen, wie dem Karneval der Kulturen oder bei den vielen privaten Bühnen in der Stadt.

Wir haben gerade über Bürokratie gesprochen. Ja, es gibt Formate wie den Berliner Verlagspreis, der von der Wirtschafts- und Kulturverwaltung gemeinsam ausgelobt wird, aber aus bürokratischer Sicht ist die Kultur- und Kreativwirtschaft streng von der Kultur getrennt. Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey und ich haben uns kürzlich getroffen, um erstmals darüber zu sprechen, wie wir dieser Trennung begegnen können, wo sie doch oft nur künstlich ist. Die Gespräche werden wir auch fortsetzen, und die werden konkrete Ergebnisse haben.

Die Verzahnung von Wirtschaft und Kultur ist aber mehr als die Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen: Da geht es auch um die Vernetzung von Kulturakteuren mit Partnern aus der Wirtschaft, um neue, kreative Ideen – und neue Veranstaltungen wie zum Beispiel Classical Next.

PM: Würden Sie dem folgenden Satz zustimmen? „Privatwirtschaft kann am besten für eine effiziente Ressourcenallokation sorgen und dadurch den Wert der Güter für die Gesellschaft maximieren.“  

JC: Das ist ja nun eine sehr generelle Aussage. Gerade was den Kulturbereich betrifft, kann ich die nicht blanko unterzeichnen. Ich glaube nicht, dass eine Staatsoper Unter den Linden besser privatwirtschaftlich organisiert wäre – und wer das will, der kennt den Bühnenbetrieb womöglich nicht aus der Nähe.

Aber: Es stecken viele bisher nicht angezapfte Potentiale in privatwirtschaftlichen Herangehensweisen für die Berliner Kultur.

PM: In der Regel unterstützen öffentliche Einrichtungen Musiker:innen aller Genres durch eine Vielzahl von Fördermaßnahmen – von der Projektförderung über Nachwuchswettbewerbe bis zur individuellen Bandförderung. In Berlin bieten sie auch ihre Unterstützung bei der Suche nach einem Proberaum an. Im Koalitionsvertrag finden jedoch freie Projekträume und -initiativen in Berlin keine Erwähnung. Auch eine Kooperation der Privatwirtschaft mit diesen Einrichtungen scheint aus eigener Erfahrung kaum möglich zu sein. Einer der Gründe liegt darin, dass eine langfristige Vergabe der vorhandenen Räume im Arbeitsraumprogramm (ARP) der Berliner Senatsverwaltung festgeschrieben wurde. Für eine konkrete Zielgruppe, die z.B. ihr Arbeitsequipment „festgebunden“ benötigt und aus diesem Grund nicht mobil ist, ist das durchaus nachvollziehbar. Allerdings stellt diese Zielgruppe lediglich einen Teil der Musiker:innen bzw. Kunstschaffenden dar. Der größte Teil könnte sich eine Teilung durchaus vorstellen. Dies funktioniert nicht nur bei PianoMe, sondern auch durchaus bei vielen anderen privatwirtschaftlich organisierten Arbeits- und Proberäumen sowie Eventlocations. Durch eine stundenweise Vermietung könnten zudem mehr Musiker:innen und Kunstschaffende vom Angebot profitieren. Wäre eine konzeptionelle Änderung des ARP der Berliner Senatsverwaltung aus Ihrer Sicht denkbar?

JC: Das Arbeitsraumprogramm wird grundsätzlich ständig im Sinne des Bedarfs überprüft. Proberäume können jetzt schon temporär im Rahmen der Kulturräume als Kontingente genutzt werden. Das geht stunden-, tage- oder wochenweise. Auch Orte wie der Vivaldi Saal oder der Proberaum Wilhelmsaue können angemietet werden.

PM: In Bezug auf die Entwicklung und Anmietung von Landesliegenschaften bin ich auf die Formulierung „Wirtschaftlichkeit“ im Koalitionsvertrag aufmerksam geworden. Erst heute (am.08.07.2023 – Redaktion) habe ich im Tagesspiegel gelesen, dass eine Vergabe von langfristigen Mietverträgen an Investoren aus dem Kulturbereich wieder möglich werden soll. Wie sehen die Kriterien genauer aus? Können sich auch Kulturvereine für eine Anmietung bewerben? Wäre eine weitere Untervermietung möglich? Verstehe ich es richtig, dass die Mieter die teilweise notwendigen Sanierungskosten selbst tragen müssten? Oder ist das keine „strenge“ Voraussetzung? Sorry für möglicherweise zu viele Fragen. Diese wären allerdings für relevante Entscheidungsträger durchaus von Bedeutung.

JC: Der Koalitionsvertrag spricht davon, dass die Anmietung von Arbeitsräumen bei privaten Eigentümern oder die Gewährung eines Erbpachtrechtes bei Wirtschaftlichkeit möglich sind. Das heißt zweierlei: Zum einen die Anmietung von Arbeits- und Proberäumen bei privaten Eigentümern durch die Kulturraum GmbH, andererseits eben, dass Erbbaurechte an landeseigenen Grundstücken zugunsten privater Dritter gewährt werden können. So können öffentliche Liegenschaften durch die Wirtschaft durch sogenannte Konzeptverfahren entwickelt werden. Zum Beispiel das ICC. Entschieden wird von Fall zu Fall.

PM: Welchen Stellenwert hat der Einzug der Digitalisierung im „Kunst und Kultur“ Bereich für die neue Senatsverwaltung? Dem Koalitionsvertrag habe ich die Einführung eines „Fonds Digitaler Wandel“ entnommen. Was bedeutet dies konkret und welche Rolle soll oder darf die Privatwirtschaft bei diesem Vorhaben übernehmen? Denn insbesondere die Corona-Pandemie hat einen gravierenden Mangel, u.a. im „Kunst und Kultur“ Bereich, sichtbar gemacht. Große Fortschritte bzgl. Digitalisierung konnten wir bis jetzt aber leider nicht feststellen.

JC: Mit dem schnellen Takt digitaler Entwicklungen Schritt zu halten, ist eine Herausforderung – gerade im ressourcenknappen Kulturbereich. Die digitale Entwicklung des Kulturbereichs ist angesichts konstanter technischer Veränderungen kein Einmalaufwand, sondern eine kulturpolitische Daueraufgabe von überragender Bedeutung. In der Corona-Pandemie musste viel improvisiert werden, auch im Kulturbereich. Allerdings ist unser Eindruck: Viele Kunst- und Kultureinrichtungen haben sich in den letzten Jahren auf den Weg gemacht. Meine Verwaltung unterstützt dies nach Kräften, neben Fördermitteln vor allem mit der Servicestelle Digitalisierung und der Service- und Vernetzungsplattform kulturBdigital. Die Strategie des Senats bei der digitalen Entwicklung der Berliner Kultur umfasst die Aspekte digitale Teilhabe, digitale Infrastruktur sowie digitale Bewahrung von Kulturgut. Dafür werden ab 2024 bestehende Maßnahmen zu einem „Fonds Digitaler Wandel“ zusammengeführt. Daneben soll und darf natürlich auch die Privatwirtschaft eine wichtige Rolle übernehmen – ihre wichtigste ist sicherlich, technologische und kreative Impulse zu setzen, wie Digitalität in der Kultur aussehen kann. Nicht nur aus Übersee: Berlin hat eine Menge Tech-Startups, Agenturen und Büros in diesem Bereich.

PM: Lieber Herr Chialo, wir danken Ihnen für Ihre Zeit sowie das sehr interessante Gespräch! Wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei allem, was Sie noch vorhaben! Wir bleiben in Kontakt.

JC: Ich danke auch! Bis bald.

[1] Vgl. D R I T T E R  K R E A T I V W I R T S C H A F T S B E R I C H T: E N T W I C K L U N G  U N D  PO T E N Z I A L E

[2] Vgl. D R I T T E R  K R E A T I V W I R T S C H A F T S B E R I C H T: E N T W I C K L U N G  U N D  PO T E N Z I A L E

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