They are the Champions: Die fünf besten Pianisten der Welt

Wer hat nicht den Traum, statt alleine im Klavierübungsraum zu spielen, ein Konzerthaus wie dieses zu füllen?

Profipianisten, Musiklehrer, Hobbymusiker, Studenten, Schüler – wer auch immer in den Klavierübungsräumen von PianoMe übt, hat sicherlich ein musikalisches Vorbild. Wer sind wohl die besten Pianisten der Welt? Wir versuchen, eine Antwort zu geben.

Wer sich für Euch als Vorbild eignet, hängt vor allem auch von Euch selbst ab: Was wollt Ihr erreichen, was ist Euch wichtig, wieviel Zeit könnt Ihr in Klavierübungsräumen verbringen, und wie seid Ihr drauf? Insofern ist es schlichtweg unmöglich, „die“ besten fünf Pianisten der Weltgeschichte zu küren.

Aber es gibt in der langen Geschichte der klassischen Musik einige Pianisten, die sich durch ihre hervorragende Art des Spielens von anderen Klavierspielern unterscheiden. Ob sie dies durch ein besonders weiches und verträumtes Spiel tun oder durch eine spezielle Technik, ist egal. Jeder hat seine eigene Note, die ihn zu etwas Besonderem macht.

PianoMe-Held Nr. 1: Vladimir Horowitz

Der 1903 in der Ukraine geborene Vladimir Horowitz ist einer der besten Klavierspieler aller Zeiten: Er hatte ein breites Repertoire, das er durch seine überragende Spieltechnik besonders interpretierte. Während er selbst verschlossen und zurückgezogen sein konnte, war sein Spiel von großer Dynamik und Variabilität; seine Bässe waren gewaltig, und er verfügte über eine breite Palette an Klangfarben. Horowitz ist für wunderschöne Interpretationen von Scarlatti, Rachmaninow, Scrijabin, Chopin und Mozart bekannt.

Bei jedem Konzert spielte Horowitz auf seinem eigenen Instrument, einem Steinway-Konzertflügel amerikanischer Bauart. Bei seinen Tourneen reiste ein eigens engagierter Klaviertechniker mit, der für den korrekten Aufbau und das Stimmen verantwortlich war. Auch Schallplattenaufnahmen erstellte Horowitz an seinem persönlichen Flügel.

PianoMe-Held Nr. 2: Glenn Gould

Als einer der originellsten Pianisten gilt Glenn Gould. Der 1932 geborene Kanadier zeichnete sich durch eine überdurchschnittliche Technik und eine besondere Einstellung zum Klavierspielen aus: So spielte er im Gegensatz zu anderen Pianisten viele Barockstücke – beispielsweise die Präludien und Fugen von Johann Sebastian Bach -, als ob das Klavier ein Cembalo wäre.

Glenn Goulds Repertoire war sehr vielfältig, wobei er die ganze romantische Dimension der Musik abgelehnt hat. Gould wurde für seine Bach-Interpretationen weltberühmt, aber er hatte auch ein großes Interesse an Autoren wie Schönberg, Berg und Hindemith.

Schon mit Anfang 30 wurde Gould des Konzertierens überdrüssig: Er hielt den Auftritt eines einzelnen Künstlers vor einer großen Menge von Menschen für den Künstler für unwürdig und für ungeeignet für die Musik. So konzentrierte er sich ab 1964 ganz auf die elektronischen Medien und gab bis zu seinem Tod kein einziges öffentliches Konzert mehr.

Glenn Gould wurde nur 50 Jahre alt. Wie Horowitz starb er an den Folgen eines Schlaganfalls.

PianoMe-Held Nr. 3: Artur Rubinstein

Artur Rubinstein gilt als einer der größten Chopin-Interpreten. Mir gefällt die Story, wie er zur Musik kam: 1887 als siebtes Kind einer jüdischen Handweberfamilie geboren, wurde er Artur genannt, weil eines seiner Geschwister einen Cellisten namens Artur kannte und darum seinen Eltern zu dieser Namenswahl riet. Artur Rubinsteins ältere Schwester bekam Klavierunterricht, zeigte daran jedoch kein übermäßiges Interesse. Der junge Artur hingegen lauschte jedem Wort der Klavierlehrerin und suchte sich gerne bekannte Melodien auf den Tasten zusammen.

Der polnische Pianist hatte eine absolute Souveränität des Klavierspielens; er war in der Lage, die feine Poesie einer Partie zum Ausdruck zu bringen. Seine Art des Spielens war sehr tief, aber auch unterhaltsam für das Publikum, was ein Grund für seine Popularität gewesen sein dürfte. Rubinsteins Schwerpunkte lagen auf romantischer Musik (Chopin, Schubert und Schumann) und auf Mozarts Klavierwerken.

PianoMe-Heldin Nr. 4: Yuja Wang

Genau 100 Jahre später als Rubinstein wurde Yuja Wang geboren. Die Tochter einer Tänzerin und eines Perkussionisten erhielt als Sechsjährige ihren rsten Klavierunterricht. Sie studierte zunächst am Musikkonservatorium in ihrer GeburtsstadtPeking. Mit 14 Jahren setzte sie ihr Studium am Mount Royal College im kanadischen Calgary fort und wechselte 15-jährig ans Curtis Institute of Music in Philadelphia. Heute lebt sie in New York.

Yuja Wang arbeitet den zeitgemäßen Aspekt großer klassischer Werke heraus: „Die alten Komponisten haben eine Sprache geschaffen, die bis heute universell gültig ist“, sagte sie in einem Stern-Interview. „Es ist das Geheimnis dieser Stücke, dass sie einfach nicht vergehen. Allerdings ist es eine Illusion, dass wir sie heute so spielen würden wie damals. (…) Die Deutschen haben einen passenden Spruch: Man soll nicht die Asche bewahren, sondern das Feuer weitergeben. So ist es auch mit der Musik.“

PianoMe-Held Nr. 5: Alfred Brendel

Ebenfalls im Alter von sechs Jahren bekam Alfred Brendel seinen ersten Klavierunterricht. Er wurde 1931 in Nordmähren geboren. Der Zweite Weltkrieg verhinderte zunächst, dass er sich umfangreich der Musik widmen konnte, und so begann seine musikalische Karriere erst 1948 in Graz.

Alfred Brendels Interpretationen legen besonderen Wert auf die Ausgewogenheit der Ausdrucksmittel. Fernab von jeder vordergründigen Virtuosität sucht er nach dem Kern der Musik in den Kompositionen und gestaltet außerordentlich intensive und nachhaltige Versionen vor allem der Werke von Beethoven, Mozart und Schubert.

Einen geradezu enzyklopädischen Anspruch entwickelte Brendel in der Umsetzung ganzer Zyklen: So ging er 1982/83 mit dem kompletten Zyklus der 32 Beethoven-Sonaten auf Tournee. Und bereits 1970 hatte er begonnen, gemeinsam mit Neville Marriner und dem Kammerorchester Academy Of St. Martin In The Fields die Mozart’schen Klavierkonzerte komplett einzuspielen. Brendel nimmt am liebsten live auf, um den Charakter der Musik jenseits der Studiotechnik einzufangen.

So unterschiedlich die Pianisten, ihre Werdegänge und ihr Musikstil sind: Sie haben es geschafft, ganze Generationen von Pianisten, von Konzertgängern und von Übenden in Piano-Räumen zu inspirieren! Wir verneigen uns vor ihrem Schaffen.

Quelle Foto: Die Hamburger Elbphilharmonie fotografierte wasi1370, pixabay.com.

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