Stressbewältigung, IQ-Gewinn, Bewunderung und Applaus – ginge es danach, welche Vorteile musikalische Bildung mit sich bringt, müsstet Ihr vor den Klavierübungsräumen von PianoMe Schlange stehen! Heute erklären wir Euch die fünf wichtigsten Nebenwirkungen, die das Klavierspielen in Piano-Räumen mit sich bringt.
Es gibt eine Menge nicht messbarer Effekte wie den Spaß, den Euch das Erlernen des Klavierspielens nach den ersten eher mühsamen Stunden machen wird, und das berauschende Element des Erfolgserlebnisses. Aber es gibt auch wissenschaftlich belegte Vorteile.
Das 1. Plus: Multitasking
Klavier-Neulingen fällt es zunächst schwer, die rechte und die linke Hand zu koordinieren – und auch noch gleichzeitig die Noten vom Notenblatt abzulesen und mit dem Fuß das Pedal zu treten. Doch diese Fähigkeit erlernt sich schneller, als man befürchtet. Ein angenehmer Nebeneffekt ist es, dass sich diese Multitasking-Fähigkeit auch auf andere Bereiche übertragen lässt. Wer übrigens meint, dass englische Begriffe in einem deutschsprachigen Blog nichts zu suchen haben, für den habe ich hier den hochdeutschen Fachbegriff für Multitasking: Mehrfachaufgabenperformanz! Was gemeint ist, ist klar: Jemand führt mehrere Aufgaben zur selben Zeit aus. Diese Aufgaben sind voneinander unabhängig; das Ziel einer Aufgabe ist also nicht von den Resultaten der anderen Aufgabe abhängig. So verfasst jemand beispielsweise eine E-Mail und hört gleichzeitig einem Bericht zu.
Das 2. Plus: Mozart-Effekt
Der Mozart-Effekt bezeichnet die Hypothese, dass sich das räumliche Vorstellungsvermögen nach dem Hören klassischer Musik – insbesondere der von Wolfgang Amadeus Mozart – verbessert. Grundlage hierfür ist eine Forschungsarbeit der University of California, Irvine aus dem Jahr 1993. Die Forschergruppe berichtet von verbesserten IQ-Test-Leistungen nach dem Hören von Mozart-Musik. Der Name „Mozart-Effekt“ entstand in der journalistischen Berichterstattung über die Studie und wurde später von Don Campbell patentiert.
Aber ein gesteigertes räumliches Vorstellungsvermögen muss noch nicht alles sein: Forschungen zufolge trainiert das Klavierspiel spezielle Bereiche des Gehirns. Auch dies kann bei Kindern und Erwachsenen zu einem Anstieg des IQ führen. Mal mit niedrigem IQ auf den Punkt gebracht: Wer Klavier spielt, wird schlau.
Das 3. Plus: Sprachgefühl
Wieder andere Studien haben ergeben, dass eine direkte Verbindung zwischen musikalischer Früherziehung und der Sprachentwicklung von Kindern besteht, die sie dabei unterstützt, das Lesen, Schreiben und auch das soziale ABC zu erlernen. Das Klavierspiel kommt Hirnarealen zugute, die am Erlernen von Fremdsprachen beteiligt sind.
Das muss man sich mal vorstellen: Wer frühzeitig Klavier spielt, hat eine bessere Sprachkompetenz in der Muttersprache und in Fremdsprachen, mündlich wie schriftlich! Das erinnert mich gleich an den Pianisten Francesco Tristano Schlimé, über den PianoMe bereits berichtet hat. Ihr erinnert Euch: Eine Fernsehreportage beschrieb seinen Alltag zwischen Klavierraum, Bühne, Reisen und Freizeit. Alleine an einem Tag hörte man ihn Deutsch, Französisch und Italienisch reden – und da er in Barcelona lebt, kann er sicherlich auch Spanisch und Englisch. Bewundernswert!
Das 4. Plus: Wachstumshormone
Wer Klavier spielt, weist eine erhöhte Konzentration des Wachstumshormons HGH (human growth hormone) auf. Dieses Hormon ist Gold wert: Das ganze Leben lang ist es für die Wiederherstellung von Gewebe, die Heilung, Zellregeneration und Gesundheit der Organe, die Knochenfestigkeit, Gehirnfunktion und Enzymproduktion sowie die Gesundheit von Haaren, Nägeln und Haut verantwortlich. Zudem vermindert das HGH das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfälle, hilft bei der Verhinderung von Osteoporose, verjüngt das Herz, die Leber, Lunge und die Nieren, revitalisiert das Immunsystem und verbessert die Sexualfunktionen und psychische Funktionen.
Das HGH wird im vorderen Anteil der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) als eine von fünf Hormongruppen des Hypophysenvorderlappens gebildet. Es wird im Schlaf ausgeschieden und hat seine höchste Konzentration in der Pubertät des Menschen, wenn man am schnellsten wächst. Ist die Jugend vorbei, nimmt die Produktion leider immer weiter ab. Ab dem 60. Lebensjahr ist die Ausschüttung von Wachstumshormon bei fast allen Menschen auf sehr geringe Werte abgesunken, so dass der physische und psychische Verfall im Alter direkt mit dem Mangel an Wachstumshormon einhergeht.
Klingt furchtbar deprimierend, aber wie eingangs gesagt: Helfen kann da das Klavierspielen. Toll!
Das 5. Plus: 5. Blutdrucksenkung
Neben Yoga-Übungen und Meditation ist auch das Klavierüben gut für den Körper, da es nachweislich den Blutdruck senkt. Wie die Deutsche Hochdruckliga – Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention berichtet, verändert Musik nicht nur die Gehirnströme, sondern sie harmonisiert auch beide Gehirnhälften. Die linke Hirnhälfte ist für analytisches Denken und für sprachliche Fähigkeiten zuständig. Die rechte Hirnhälfte steuert bildhaftes Denken, Emotionalität und Kreativität. Musik ist der Schlüssel zur Harmonie unseres Gehirns: Wer musiziert, singt oder tanzt, ist ausgeglichen und zufrieden. Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Musik die Herzfrequenz und den Blutdruck senkt, die Atmung beruhigt und Stresshormone reduziert. Musik beeinflusst effektiv den Spiegel von Stresshormonen und den Blutdruck bei Herzkranken ebenso wie bei gesunden Kontrollpersonen.
Dabei besitzt klassische Musik die stärkste Heilkraft: Sie hat günstige Effekte bei Ängsten, Depressionen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Außerdem beeinflusst sie das Immunsystem positiv und steigert die Konzentration, das Gedächtnis, die Kreativität und die Tatkraft. Klassische Musik ist auch bei Schmerzen, Stress und Schlafstörungen hilfreich.
Andere Musikarten haben andere Wirkungen: Rock und Pop zählen zu den „Muntermachern“; sie wirken stimmungsaufhellend, motivationssteigernd und bei Müdigkeit anregend. Meditationsmusik ist beruhigend; die Klänge sind durchweg langsam und haben eher wenig Rhythmus. Heavy Metal und Techno haben keine therapeutische Heilkraft, da Herzfrequenz und Blutdruck erhöht werden und der Körper in Stress gerät. Sogar Pflanzen gedeihen bei Heavy Metal und Techno weniger gut!
Jazz spricht den Intellekt an und bedarf beim Hören einer gewissen Konzentration. Lateinamerikanische Musik ist in der Regel beschwingt, sehr rhythmisch, macht gute Laune und hebt die Stimmung. Folklore drückt sich durch bestimmte kulturelle Richtungen aus, weckt Heimatgefühle, schafft Vertrauen und sorgt für Geborgenheit. Die in der Regel einfach strukturierten Schlager sorgen für gute Stimmung, eignen sich aber nicht für therapeutische Zwecke. Geistliche Musik nimmt durch ihren spirituellen Hintergrund und die Klarheit der Stimmen beruhigenden Einfluss auf gestresste Menschen. Sie wirkt meditativ, erhebend und erfrischend.
Klavierspielen ist also nicht automatisch ein Blutdrucksenker und ein Stresskiller – Ihr müsst darauf achten, die richtige Musikauswahl am Klavier zu üben. Na, dann man los!
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